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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2012

Ehemaliger Langer Stall und alte Feuerwache

2. Preis

ENS - Eckert Negwer Suselbeek Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Stadt
Potsdam ist eine „horizontale“ Stadt. In den Bereichen der ehemaligen Altstadt, der ersten und zweiten Stadterweiterung beschreiben die Fronten der historischen Häuser mit einheitlichen Höhen der Traufen von zwei, drei bis maximal vier Geschossen ein homogenes stadträumliches Bild. Die Häusertypen stellen sich entlang des Straßenraumes in Reihung auf. So werden klare Straßenräume definiert, abgetrennt von den Innenbereichen der Blöcke - der Trennung des öffentlichen und des privaten Raumes. Das einzelne Haus wird lesbar durch die feine differierende Ausformulierung der Fassade in Proportion, Ornamentik und Farbigkeit. Die großen Solitärbauten der Stadt, Schloss und Kirchen treten umso deutlicher aus der räumlichen Geschlossenheit hervor. Das Prinzip des klaren, geradlinigen Stadtraumes soll zur städtebaulichen Identitätsstärkung weiterentwickelt werden. Die Raumkanten zur Plantage und entlang der Nordseite der Werner-Seelenbinder Straße werden geschlossen und führen die vorhandenen Höhen an das Schauportal von Osten und Norden heran. Der entstehende Innenbereich des Blockes wird über eine Stichstraße von Süden her erschlossen. Die Straße verläuft in der Achse des Brockeschen Palais und erhält eine beidseitige lineare Bebauung. Die verfolgte städtebauliche Konzeption ist einfach – das Prinzip Vorgefundenes und dessen Qualitäten zu stärken.

Häuser
Die gegebenen Orte und Situationen des Wettbewerbsgebietes – Standort Ehemaliger Langer Stall, Bebauung Werner-Seelenbinder-Straße und Blockinneres/Hof – werden mit eigenen Bebauungsformen neu definiert. Durch Aneinanderreihung und Zusammenfassung typologischer Hausmodelle werden drei „Segmente“ gebildet.
Die östliche Seite der Plantage, der Standort des ehemaligen Langen Stalls, definiert mit einer neuen Bebauungsform den öffentlichen Raum zum angrenzenden Park. Ein großmaßstäbliches Wohnpalais, in Analogie zu den bekannten englischen „Terraced Houses“, besetzt das 166m lange Stück zwischen historischem Schauportal im Süden und projektiertem Eckgebäude Am Kanal im Norden. Über einem bossierten Sockelgeschoss erhebt sich eine zweigeschossige Kolonnadenordnung, die das Haus seiner gesamten Ausdehnung nach in gleiche Fensterfelder teilt. Ein kräftiges Gesimsband schließt das Haus nach oben ab. Darüber liegen gereihte Gauben im abgewalmten Dach, die Kolonnadenordnung überdeckt die Teilung des Hauses in unterschiedliche Einzelhäuser. Den Standardtyp dieser Häuser bildet ein Dreiachser, ein „Townhouse“ – Hochparterre eine Gewerbe-/ Büroeinheit, darüber eine Maisonettewohnung und im Dachgeschoss eine Studiowohnung. Die Hausmitte bildet ein Siebenachser, der sich in Profilierung und Gesimsausbildung deutlich von den Flügeln unterscheidet. Das Haus ist ein Zweispänner – Hochparterre zwei Gewerbe-/Büroeinheiten, darüber je Geschoss zwei Etagenwohnungen. Dieser Haustyp erhält eine Aufzugsanlage die alle Ebenen des Hauses barrierefrei erschließt. Das Anschlussstück zum historischen Schauportal soll ein Galeriehaus beherbergen, dessen Erschließung durch das große Tor des Ungerschen Baues erfolgt. Die Zufahrt zur projektierten Tiefgarage der Asset-Gruppe liegt im Sockelgeschoss des nördlichen Anschlussstückes des Gesamtbaues. Zwei öffentliche Durchgänge zum Blockinneren liegen nördlich, bzw. südlich des Mittel-Risaliten des Hauses. Die zum Blockinnenbereich weisende Front wird durch Erker, Balkone und Dachterrassen kleinteiliger gegliedert. Der massive Bau sollte mit Naturstein und Putz bekleidet werden.
Die ehemalige Mammonstraße, heute Werner-Seelenbinder-Straße, war ein schönes Beispiel der Bebauungsform mit dem charakteristischen Potsdamer Bürgerhaus. Diese Häuser wurden aufgrund der Fassadenteilung lapidar als Dreiachser, Fünfachser oder Siebenachser bezeichnet, mit in der Hausmitte angeordnetem Eingangstor. Ein Teil der früheren Bebauung der Mammonstraße bildete das Gegenstück zum Am Kanal liegenden Brockeschen Palais in gleicher Gebäudebreite und Fassadenteilung. Wir schlagen eine Bebauung vor, die die historische Teilung, Parzellierung und Haustypologie wieder aufgreift. Vier Parzellen entstehen an der Werner-Seelenbinder-Straße. Zwei Häuser sind Siebenachser, die einen mittigen Fünfachser, einen Risaliten, flankieren. Die verbleibende Parzelle wird mit einem Haus als Füllstück geschlossen. Der mittig liegende Fünfachser ist Tor- und Durchfahrtsituation zur nördlich angeordneten Stichstraße. Die Wohnhäuser sind traufständig. Über dem Sockelgeschoss liegen zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Die Oberflächen der Bauten sind verputzt.
Profane Ziegelbauten begleiten den Raum der Stichstraße im Blockinneren zu beiden Seiten. Im Erdgeschoß öffnen sich großzügige Toröffnungen zu Werkstätten, Büros oder Garagen. Daneben findet sich eine Eingangstür zum Haus. Hinter der Tür liegt das Treppenhaus, das zu den beiden darüber liegenden Wohngeschossen führt. Das Modell von Wohnen und Arbeiten in einer Hausform miteinander zu verbinden wird hier angeboten. Remisen oder die englischen „Mews“, schmale Straßen mit einheitlichen Nutzbauten hinter den bürgerlichen Wohnhäusern, liefern das analoge Entwurfsbild.

Außenraum
Die Gestaltung des stadträumlichen Außenraumes verhält sich in direkter Beziehung zu den vorgeschlagenen Hausformen. Das großmaßstäbliche Segment „Terraced House“ anstelle des ehemaligen Langen Stalls steht in Ausrichtung zur Stadtparkanlage der Plantage. Vor den Wohnungen liegt der Park. Wir nehmen die Plantage in Wiederherstellung ihrer Bepflanzung und vornehmen diagonalen Wegeführung mit Rondell an. Die Werner-Seelenbinder-Straße vor den neuen Bürgerhäusern bedarf der Wiederherstellung der traditionellen Straßenprofilierung mit gepflasterten Bürgersteigen und Fahrbahn. Das Blockinnere wird begrünt. Baumreihungen entstehen entlang der öffentlichen Durchwegung, sowie als räumliche Begleitung und Definierung der implantierten Bebauung. Die ummauerten Höfe der Häuser werden begrünt und mit einzelnen Bäumen bepflanzt. Die 1,50m über Gelände liegenden Oberflächen der neuen Tiefgaragen werden ebenfalls begrünt.