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Offener Wettbewerb | 11/2020

LANDGUT 2050 vernetzt · mobil · digital

Urleben, Lageplan

Urleben, Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 3.500 EUR

Frank Görge Architektur Stadt Landschaft

Architektur

Erläuterungstext

Wie werden wir im Jahr 2050 leben? Wie werden wir morgen wohnen? Wo werden wir morgen wohnen? Was wird aus der Arbeit? Wie leben wir zusammen, wie strukturiert sich die Gesellschaft von morgen? Dichte und Diversität machen Städte zu Laboratorien für neue Lösungen und Lebensstile. Warum soll dies heute und zukünftig nicht auch für das Land gelten? Für die abseits der Agglomerationen liegenden Regionen ergeben sich durchaus Standortvorteile gegenüber den urbanen Wachstumszentren. Städtische und ländliche Räume sollten wieder in wechselseitigen Beziehungen betrachtet werden können. Es geht darum, beide Räume zusammen zu denken und den Potenzialen beider Umfelder gerecht zu werden. Sowohl der demografische Wandel als auch neue von traditionellen Strukturen abweichende Lebensmodelle führen zu veränderten Anforderungen. Mit den Möglichkeiten digitalisierter Arbeit stehen im ländlichen Raum Potenziale bezahlbarer Flächen zur Verfügung.

Dörfer haben die Chance, als Wohn- und Arbeitsort reaktiviert zu werden. Sie bieten Platz für Experimente, für eine integrierte Lebens- und Arbeitswelt. Dezentralisierte Arbeit bietet den vor Ort verbliebenen Bewohnern und den derzeitigen Großstädtern die Chance, abstrakte digitale Arbeit und analoge Tätigkeit in Gemeinschaften miteinander zu kombinieren. Dörfer wie Urleben sind die wirkliche Alternative, auch die Alternative zum Pendlerdorf im Umkreis einer Großstadt.

Urleben besteht aus mehr als 50 Höfen. Die Existenz Urlebens wird gesichert durch die Wiedernutzung dieser Höfe. Die Höfe bieten Raum für individuell oder gemeinschaftlich genutzte Werkstätten, für die Bildung von Wohngemeinschaften, auch mehrerer Generationen, und die Integration von Wohnen, Arbeit und Freizeit an einem Ort. Nutzungsneutralität der Individualräume, Abstimmung der Grundrissgestaltung auf die Tragkonstruktion, Sicherung der Gebäude für den Selbst-Ausbau.

Umgang mit dem baulichen Bestand: Instandsetzen: Instandsetzung gemäß beabsichtigter Nutzung. Ertüchtigen: Maßnahmen am Tragwerk, für neue Nutzungen, Maßnahmen an der Gebäudehülle (Wärmeschutz, Tageslicht), Abriss störender Anbauten. Ergänzen I: Ergänzung erhaltenswerter Konstruktionen durch neue Bauelemente, Herstellen einer neuen Gebäudehülle. Ergänzen II: Ergänzung nach dem „Haus-im-Haus“-Konzept, Teilung des Gebäudes in Nutz- und Wärmebereiche. Ersetzen: Ersatz durch Neubauten die den Maßstab des Dorfes respektieren.

Die wieder belebten Höfe bieten Raum für individuell oder gemeinschaftlich genutzte Werkstätten und Ateliers. Sie lassen sich zu großen Wohngebäuden umbauen, die die Bildung von Wohngemeinschaften, das Zusammenleben mehrerer Generationen und die Integration von Wohnen und Arbeit am selben Ort ermöglichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Hofgemeinschaften

Urleben bildet ein Gefüge von über 50 Drei- und Vierseithöfen. Die meisten dieser Gehöfte haben ihre Beziehung zu den vormals zu ihnen gehörenden Feldern und Familien verloren. Zu den Familien wurde der Bezug verloren, da in vielen Gehöften die jüngste Generation weggezogen ist. Zurück bleibt ein Hof und die sich um ihn befindenden Gebäude. Dies ist der Ausgangspunkt für den Beitrag „Hofgemeinschaften“ zum Ideenwettbewerb „Landgut 2050 - Vernetzt •mobil • digital“. Die Struktur des Gehöftes ist ein sich um einen introvertierten Außenraum entwickelndes Gebäude, und mit ihm das Gefüge an Gehöften, als sich kontinuierlich vermittelndes Nebeneinander, eine archetypische räumliche Struktur. Die glückliche Beziehung, welche sich hier etabliert, ist die, das Nebeneinander von gebauten Strukturen gleichzeitig als potenzielles nebeneinander gemeinschaftlicher Strukturen zu begreifen. Der Hof wird somit zu einer Hofgemeinschaft.

Die Autor*innen schlagen drei Szenarien für die Entwicklung des Wettbewerbsgebietes vor. In der Kleinsten führen einige wohlplatzierte Öffnungen zwischen den Gehöften sowie einige Transformationen bestehender Gebäude zur Schaffung eines durchlässigen Gefüges.

Hier sind Familien nicht mehr getrennt, jede in der Isolation ihres Hofes, sondern mehrere Familien können den gleichen Ort bewohnen. Ein sehr zeitgemäßes Lebensgefühl, das durch die Flexibilisierung der Wohnformen der bestehenden Struktur ein neues und ungeahntes Potential verschafft. Das entstehende Gefüge ermöglicht gleichzeitig die Koexistenz verschiedener Nutzungen. Hier könnte eine Familie wohnen, daneben ein älteres Ehepaar, gegenüber vorübergehend ein Erntehelfer oder eine Gruppe von Programmierern. Dazwischen gibt es Scheunen, Kindergärten, die ein oder andere Werkstatt und so weiter. Es ist das grundlegende Element des Hofes, welches in
diesem Projekt nicht nur einzelne Gebäude zu einem Ganzen vereint, sondern auch potenziell verschiedene Gruppen von Personen zu einer Gemeinschaft.

Das Ganze wird in verschiedenen Varianten skizziert, wobei sich die verschiedenen Varianten durch den Grad und die Art der Intervention unterscheiden. Allen Vorschlägen gemein ist das Ziel, für all die sich entleerten und sich entleerenden Gebäude Urlebens und anderer vergleichbarer Dörfer eine Zukunft zu skizzieren. Die Kombination von Rückbau, Umbau, Neubau innerhalb der Grammatik und Syntax des Gehöftes zusammen mit dem Bild der Hofgemeinschaft schafft es, ein anziehendes und überzeugendes Szenario einer hoffentlich nicht allzu fernen Zukunft zu entwerfen.
Urleben. mehr als 50 Höfe

Urleben. mehr als 50 Höfe

Lageplan Wettbewerbsgebiet

Lageplan Wettbewerbsgebiet

Hofgemeinschaften

Hofgemeinschaften

Abriss - Umbau/Neubau - Durchwegung - Höfe/Gärten

Abriss - Umbau/Neubau - Durchwegung - Höfe/Gärten

Hof 1

Hof 1

Hof 4

Hof 4

Hof 5

Hof 5