Offener Wettbewerb | 11/2020
LANDGUT 2050 vernetzt · mobil · digital
©Karola Schaefermeier & David Dietrich
Perspektive Hüttenplatz
ein 1. Preis / SEKTION STUDIERENDE
Preisgeld: 1.500 EUR
Student*in Architektur
Student*in Architektur
Erläuterungstext
>> vom kollektiven Wohneigentum im ländlichen Raum, einem neuen Gemeinschaftssinn und geteilten Ressourcen
Wie viele Orte im ländlich geprägten Thüringen erwartet auch Stützerbach einen signifikanten Bevölkerungsrückgang in den nächsten Jahren, was zahlreiche Herausforderungen birgt.
Das Projekt entwickelt eine Vision des Ortes in dem eine aktive Zivilgesellschaft der Schrumpfung entgegenwirkt. Stützerbach kann Zusammen.Wachsen!
Exemplarisch wird gezeigt, wie auf der Grundlage eines Genossenschaftsmodells eine Vision für einen Ort entwickelt werden kann. Die Nutzung leerstehender oder untergenutzter Bestandsgebäude sowie ein Neubau lassen einen genossenschaftlichen Wohnungspool entstehen, der dafür sorgt, dass räumliche Ressourcen des Ortes besser genutzt werden können.
In der Mitte des Ortes Stützerbach wird ein Neubau errichtet, der aus kleinen privaten Wohneinheiten und großzügigen gemeinschaftlich genutzten Flächen besteht. Ortsansässige Senior*innen beziehen die im Vergleich zum bisher genutzten Wohnraum kleineren neuen Wohneinheiten, was ein Freiwerden der bestehenden Einfamilienhäuser bewirkt. Das dem Konzept zugrundeliegende Genossenschafts- bzw. Finanzierungsmodell ermöglicht Jungfamilien, diese freien Häuser zu beziehen, ohne sich deswegen langfristig zu verschulden. Das Projekt zeigt ein kollektives, generationsübergreifendes Wohn- und Lebensmodell im ländlichen Raum, bei dem nicht das private Eigentum sondern geteilte Ressourcen zentrales Element sind.
Prototypisch wird im Neubaucluster auf dem Hüttenplatz das Zusammenwirken der verschiedenen Genossenschaftsbausteine Wohnen, Teilen und Leben ausformuliert. Spezifische Funktionen werden aus der privaten Einheit in gemeinschaftliche Räume ausgelagert. Es gibt beispielsweise eine geteilte Waschküche oder Gästewohnung, sodass die Grundrissflächen einzelner Wohnungen verringert werden können. Rückseitig ergänzen kleine Gewerbe das Nahversorgungsangebot und beleben den Stadtraum in besonderem Maße.
Großzügige kollektive „Wohnzimmer“, zugeordnet zu je zwei Wohngebäuden, bereichern das Raumprogramm und lassen Gemeinschaft entstehen. Außerdem dienen sie der Erschließung und sind so belebter Transitraum. Die drei architektonischen Bausteine referenzieren die typologische Hülle eines traditionellen Einfamilienhauses in Stützerbach. Eine unterschiedliche Interpretation dieser Form trägt zu einer abwechslungsreichen und lebendigen Gestaltung des neuen Zentrums bei.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Projekt „Zusammen.Wachsen“ zeigt – exemplarisch am Ort Stützerbach – wie auf der Grundlage eines Genossenschaftsmodells eine Vision für einen Ort entwickelt werden kann. Die Nutzung leerstehender oder untergenutzter Bestandsgebäude sowie ein Neubau lassen einen Genossenschaftswohnungspool entstehen, der dafür sorgt, dass räumliche Ressourcen des Ortes besser genutzt werden können und dadurch Gemeinschaft entstehen kann. In der Mitte des Ortes Stützerbach wird ein Neubau errichtet, der aus kleinen privaten Wohneinheiten und großzügigen gemeinschaftlich genutzten Flächen besteht. Ortsansässige Senior*innen beziehen die im Vergleich zum bisher genutzten Wohnraum kleineren neuen Wohneinheiten, was ein Freiwerden der bestehenden Einfamilienhäuser bewirkt. Das dem Konzept zugrundeliegende Genossenschafts- bzw. Finanzierungsmodell ermöglicht Jungfamilien, diese freien Häuser zu beziehen, ohne sich deswegen langfristig zu verschulden.
Die Auseinandersetzung mit der Thematik, wie zukünftige Wohnformen im ländlichen Raum aussehen können, spiegelt sich in der umfassenden Ausarbeitung des Projekts wider: Auf regionaler und städtebaulicher Ebene werden in Bezug auf touristische Ziele vorhandene Ressourcen verknüpft, Akteure eingebunden und lokale Interventionen gesetzt. Die neu geschaffene Platzabfolge schafft Raum für unterschiedlichen Nutzungen. Darüberhinaus machen die Autor*innen Vorschläge, wie sich gemeinschaftliche Nutzungen im gesamten Ortsgebiet in bestehenden Gebäuden verteilen, oder durch Einbindung eine neue Rolle erhalten können.
Das Wohnkonzept basiert auf der Annahme, dass der privat genutzte Bereich jedes/r Einzelnen möglichst kompakt sein sollte und einzelne Funktionen gemeinschaftlich genutzt werden. Diese geteilten Nutzungen gelingen nicht nur innerhalb eines Gebäudes, sondern sind gebäudeübergreifend geplant. Dabei wird der Gedanke bis in den Grundriss des Neubaus sowie exemplarisch anhand des Umbaus von Bestandsgebäuden durchgeführt. Die Autor*innen bewerten einzelne Wohnungstypen hinsichtlich ihrer Privatsphäre und Flexibilität und machen außerdem einen Vorschlag für die Etappierung des Neubaus. In der architektonischen Ausformulierung schlägt man unterschiedliche Materialien vor, um den Grad gemeinschaftlicher Nutzung nach Außen ablesbar zu machen. Letztendlich wird der Projektvorschlag durch Einblicke in Lebenssituation möglicher Nutzer*innen beispielhaft illustriert.
Die konsistente und detaillierten Auseinandersetzung auf allen Maßstabsebenen sowie die klare und anschauliche Darstellung zeigen die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Projekt „Zusammen.Wachsen“ ist ein spannender Vorschlag für die Aufgabenstellung des Wettbewerbs und wurde in hoher Qualität professionell ausgearbeitet. Durch die Übertragbarkeit der dem Entwurf zugrundeliegender Parameter hat das Projekt Relevanz für viele ländliche Regionen.
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©Karola Schaefermeier & David Dietrich
Konzept für Stützerbach
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©Karola Schaefermeier & David Dietrich
Plädoyer und Hard Facts
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©Karola Schaefermeier & David Dietrich
Abgabeplan 1
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©Karola Schaefermeier & David Dietrich
Abgabeplan 2
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©David Dietrich & Karola Schaefermeier
©David Dietrich & Karola Schaefermeier