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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Innenstadt am Wasser in Nordhorn

2. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Kubeneck Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Idee
Die Inszenierung der Alten Kirche am neu geschaffenen Hafen und Marktplatz verleiht der Hauptstraße einen neuen Fluchtpunkt und stärkt so die Verbindung der nordöstlichen Innenstadt mit den Quartieren jenseits der Vechte. Der Marktplatz wird nach Süden verlängert und auf die Seitenfassade der Kirche bezogen. Kirche, Hafen, Marktplatz und Musikschule schaffen einen urbanen Raum, der zusammen mit seinen Nutzungen das kulturelle und touristische Angebot bereichert. Gleichzeitig wird das innenstadtseitige Ufer der Vechte gestärkt und die städtebaulichen Entwicklungen am Schweinemarkt sinnfällig fortgesetzt.

Bauwerke und Nutzungen
Auf dem Grundstück des bisherigen ZOB definiert ein Neubau die südliche Kante des Marktplatzes. Zum Platz hin wird Gastronomie mit Blick nach Südwesten, zur Vechte, und der Kirche angeboten, in der Gasse zur Seeuferstraße ist Einzelhandel vorgesehen. Von den Kurzzeitparkplätzen für Busse in der Seeuferstraße aus erreichen die Touristen auf kurzen Wegen den VVV und den Hafen und können unterwegs die Angebote von Gastronomie und Einzelhandel nutzen. Auf der Rückseite des Neubaus ergänzen PKW - Stellplätze das Angebot. Auf dem Dach des EG ist ein Nachbarschaftsgarten geplant, der zugleich alle (Ferien)Wohnungen in den Ober- und Dachgeschossen erschließt. Die unabhängige Erschließung der Wohnungen ermöglicht die volle Nutzungsflexibilität für Gastronomie und Handel im EG. Zwischen diesem Neubau und dem Gemeindezentrum ist die beidseitig bespielbare Bühne geplant. Ihre Überdachung stellt um die 400 Sitzplätze für Kino, Konzerte, Vorträge etc. bereit. Bei gutem Wetter können die Zuschauer auch auf der Marktplatzseite sitzen oder stehen, so dass noch größere Veranstaltungen und Shows möglich sind. Auch bei Regen können Veranstaltungen sicher stattfinden. Außerhalb der Nutzungszeiten der Bühne profitiert die Gastronomie von zusätzlichen regen- oder auch sonnengeschützten Sitzplätzen. Zentral auf dem Marktplatz ist ein Solitär für den VVV mit Ticketoffice, Infobereich und Büros optimal sichtbar und unmittelbar am Hafen untergebracht. Im gleichen Gebäude befindet sich eine Eisdiele mit Kaffee- und Kuchenangebot zur Versorgung von Marktplatz und Uferterrasse. Der Marktplatz ist zu allen Jahreszeiten sehr vielfältig bespielbar; Hafen-, Trödel- oder Weihnachtsmarkt, Erntedank-, Schützen- oder Gemeindefest, Hochzeiten, Konfirmationen oder Stadtfeste funktionieren ebenso wie Freiluftkino, Gastronomie oder Konzerte. Im Winter kann man auf dem Hafenbecken Eislaufen und zwischendurch den Weihnachtsmarkt besuchen. Die Liegewiese am Wasser stärkt den beidseitig durchgehenden grünen Saum der Vechteufer und erhält die Bäume. Hier können Touristen und Ortsansässige sich sonnen, quatschen oder Karten spielen oder bestellen sich einen Kuchen aus der Eisdiele im VVV – Gebäude für einen Tisch im Grünen. Nach Süden werden die Uferzonen durch eine Aufwertung von Belägen und Bepflanzung attraktiviert. Das südliche Treppenhaus der Parkpalette sollte umgebaut werden, um die räumliche Störung des Uferwegs zu beseitigen.

Typologie
Die Gliederung der Neubauten ist typologisch aus dem Bestand abgeleitet. Zum Marktplatz und der Vechte hin ist die Bebauung giebelständig in Hausbreiten von ca. 8 m gegliedert, im Straßenzug der Morsstiege / Seeuferstraße traufständig mit Längen von ca. 35 m. > Verkehr Der gesamte Marktplatz mit angrenzenden Bereichen ist autofrei vorgesehen. Die an der Lingener Straße entfallenden Stellplätze werden im Neubau voll kompensiert. Bushaltebuchten sind in der Seeuferstraße geplant. Die vorhandenen Rad- / Fußwege längs beider Uferseiten bleiben bestehen und sollen aufgewertet werden.

Ökologie
Die Aktivierung untergenutzter, innerstädtischer und verkehrsgünstig gelegener Flächen reduziert den Flächenverbrauch und das Verkehrsaufkommen und ist damit einer der wichtigsten Beiträge zu einer CO 2 neutralen Zukunft. Qualitätvolle Außenräume attraktivieren das Wohnen in der Stadt.

Phasen
Die Realisierung des Projektes in den Teilabschnitten Neubau, überdachte Bühne, sowie Marktplatz mit Hafen und VVV erscheint gut möglich. Die Reihenfolge ist flexibel und das Konzept kann robust auf politische und finanzielle Prozesse reagieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee, 'die alte evangelisch-reformierte Kirche zu inszenieren', schafft es, einen städtebaulichen Rahmen vom alten Rathaus über das Gemeindezentrum bis hin zur Parkpalette aufzuziehen.
Mit geschickter Setzung wird ein Übergangsgebäude nördlich der Parkpalette geplant. Eine Außengastronomie öffnet sich richtigerweise zum Anschluß der Brücke in Verlängerung der Alten Synagogenstraße.
Die städtebauliche Arrondierung schafft es, neue Rückseiten zu der Umgebung zu entwickeln, jedoch erscheint die Fassung des Marktplatzes in Bezug auf die Baumasse zu schwach und der Endpunkt an der Brücke zu wenig ge-fasst, zu unentschlossen, zu weit vom Wasser und vor allem vom Hafen entfernt.
Eine Besonderheit -und damit einen städtebaulich relevanten Eingriff- stellt das Hafenbecken vor der alten Kirche dar. Gut auffindbar und als Adressbildung nutzbar, bleibt die Frage der 'äußeren Bespielung' jedoch als nicht ausreichend beantwortet. Der anschließende Grünraum mit dem VVV-Gebäude liegt zwischen Wasserkante mit 'Jantje'-Anleger und Marktplatz, er überzeugt in seiner Ausformulierung. Die Anordnung und Lage des VVV-Gebäu-des wird von der Jury auf die Alltagstauglichkeit hinterfragt. Die Dimensionierung des Marktplatzes bleibt groß, die Angebote des Verfassers für Nutzungen über die Jahreszeiten erscheinen sinnvoll, die Bühne zwischen Gemein-dezentrum und neuer Bebauung ist gut bespielbar und auch andienbar, als Platzkante überzeugt sie jedoch weni-ger.
Die Wegnahme des Parkplatzes an der Kirche erscheint sinnvoll, die PKW-Erschließung ist mit der Parkpalette ab-gedeckt.
Die Arbeit stellt einen harmonischen und guten Umgang mit der Umgebung her, fast romantisch wird die Geschich-te um die Aufwertung und Neugestaltung erzählt bzw. dargestellt und die Häuser in der Sprache einer historischen Stadt entwickelt.
Als Wermutstropfen stellt sich die Frage hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und der Vermarktung des neuen Hafen-beckens an vorgeschlagener Stelle und inmitten des alten Bestands.