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Offener Wettbewerb | 07/2020

Neubau eines Feuerwehrgerätehauses und eines Bauhofes mit Außenanlagen in der Gemeinde Eching

Modellfoto

Modellfoto

4. Preis

löhle neubauer architekten BDA pmbb

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Furche Geiger Zimmermann Tragwerksplaner GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Der Neubau von Feuerwehr und Bauhof der Gemeinde Eching, mit einem U-förmigen und einem rechteckigen, je 2-geschossigen Gebäude führt die bereits vorhandene Struktur auf selbstverständliche Weise fort und wirkt ordnend auf die städtebauliche Umgebung. Proportion und Maßstäblichkeit orientieren sich am unmittelbar angrenzenden Umfeld.
Feuerwehr und Bauhof werden durch die klare und markante Haltung zum Identitätsträger und bilden einen neuen prägnanten Auftakt der Gemeinde Eching.

ENTWURF
Die Funktionen werden in 3 Gebäudeteilen verortet, die wiederum 3 Höfe definieren. Im westlichen Teil des Grundstücks befindet sich der Bauhof und im östlichen Teil die Feuerwehr. Während der erdgeschossige Bereich robust aus Beton ausgebildet ist um den Anfahrschutz zu gewährleisten, werden die Obergeschosse in leichter Holzbauweise aufgesetzt.

BAUHOF Der Bauhof besteht aus dem 1. Gebäude, der Kalthalle mit Waschstraße und Streusalzlager, sowie dem 2. Gebäude, der Warmhalle mit Werkstatt und Schreinerei. An diese direkt angeschlossen befinden sich auf zwei Ebenen verteilt die Nebennutzungen des Bauhofs und die integrierte Mosterei.
Im Erdgeschoss werden das Gerätelager, die Mosterei und deren Anmeldung, sowie die Bauhofleitung, die WC's und der Aufenthaltsraum situiert. Der Besprechungsraum, sowie die Umkleideräume der Mitarbeiter werden im Obergeschoss vorgesehen. Hier werden weiter das Reifenlager sowie die Lagerfläche der Schreinerei untergebracht, die direkt von der Warmhalle aus erschlossen werden können.
Diese beiden Gebäude werden über ein Dach, das zum Schutz der Schüttboxen dient, zu einer Einheit und umfassen den großzügigen1. Hof. Der Werkhof bietet ausreichend Platz zum Wenden, Aufstellen und Waschen der Bauhoffahrzeuge und dient gleichzeitig zum Anliefern der Mosterei.

PARKPLATZ Über die Straße „am Lenghardt“ wird der 2. Hof erschlossen und bildet die Haupterschließung des Grundstücks mit dem zentralen Parkplatz für Besucher, Mitarbeiter und Alarmparker.
Dieser wird durch die Feuerwehr und den Bauhof gefasst und sorgt gleichermaßen für funktionale Unabhängigkeit der beiden Gebäude und Synergien der Vereine. Er ist außerdem im Norden durch eine 2,00 m hohe Einfriedung aus Beton gefasst, die sich wie ein Rahmen um das komplette Gebäudeensemble zieht, und die beiden Hauptnutzungen, Feuerwehr und Bauhof, miteinander verschmelzen lässt.
Sie erzeugt dabei einen fließenden Übergang vom Innenraum zum Außenraum und leitet somit auch den Besucher vom Parkplatz wie selbstverständlich zu den jeweiligen Eingängen der Feuerwehr und des Bauhofs. Der Verkehr des Bauhofs bzw. der Feuerwehr wird südlich der Gebäude vorbeigeführt, somit begegnen sich die Bauhoffahrzeuge und Mitarbeiter bzw. Alarmparker der Feuerwehr lediglich an der großzügigen Einfahrt.

FEUERWEHR Das 3. Gebäude, die Feuerwehr, bildet einen klaren rechteckigen Baukörper und den Abschluss des Gebäudeensembles.
Im Erdgeschoss befindet sich die zentrale Fahrzeughalle. Oberhalb dieser liegt die Einsatzleitung mit Besprechungsraum sowie Technik und der Lagerraum der Vereine. Unmittelbar hinter der Fahrzeughalle befindet sich der Umkleidebereich mit Erschließungsflur und Nebenraumzone. Unterhalb sind die Werkstatt und die Lager der Einsatzausrüstung geplant. Im Obergeschoss befinden sich das Kommandantenbüro sowie die Vereinsbüros. Der Schulungsbereich, bestehend aus Küche, Nebenräumen, WC's und dem Schulungsraum mit dem zuschaltbaren Jugendfeuerwehrraum, wird über den Umkleiden verortet.
Feuerwehr- und Übungshof mit Aufstellfläche grenzen östlich an die Fahrzeughalle an. Von hier aus kann autark über eine Querverbindung direkt auf die B11 bzw. die Straße „am Lenghardt“ ausgerückt werden, ohne dass die restlichen Erschließungswege von Bauhof und Feuerwehr tangiert werden

AUSSENANLAGEN
Die Freiflächen stützen das städtebauliche Prinzip. Das in die Topographie eingelegte funktional optimierte, steinerne Tableau des neuen Ensembles wird mit einem strapazierfähigen „Industrieparkett“ aus Betongroßplatten belegt. Ein lockerer Obstbaumschleier umgibt dieses Inlay und bindet es in die umgebende Landschaft ein. Leichte Ausmodellierungen schaffen naturnah Retentionsraum für das anfallende Niederschlagswasser.

TRAGWERK
Das Dachtragwerk aller Gebäudeteile besteht aus Brettsperrholzplatten, die auf Holzunterzügen aufgelagert sind. Aufgrund der Tatsache, dass diese Elemente in der Lage sind Lasten in zwei Achsen abzutragen, können die Dachüberstände über den Einfahrten alleine von den BSP-Platten realisiert werden ohne die Hauptträger durch die thermische Hülle ins Freie führen zu müssen. Die Hauptträger über der Fahrzeughalle und der Warmhalle haben eine Höhe von ca. 80 cm bei einem Achsabstand von 4,8 m. Über der Kalthalle sind sie entsprechend der geringeren Spannweite weniger hoch.
Auch die Obergeschosswände und Geschossdecken bestehen aus Brettsperrholz. Aus Schallschutz- und Schwingungsgründen sind die Decken oberseitig mit einer elastisch gebundenen Splitt Schüttung, einer Trittschalldämmung und einem Estrich ausgestattet.
Erst unterhalb der Geschossdecken wechselt die Materialität von Holz zu Stahlbeton. Die Wände im unteren Höhenbereich sollen als Sockel aus robustem Stahlbeton hergestellt werden, um gegen Anprall und Feuchtigkeitseinwirkungen guten Widerstand leisten zu können. Aus demselben Grunde sind die Stützen neben den Einfahrtstoren aus Stahlbeton. Die Bodenplatten und Fundamente selbstverständlich ebenso.
Aufgrund der relativ geringen Lasten des Holzbaues gehen wir bisher von einer Flachgründung aus. Allerdings müssen die Ergebnisse des Baugrundgutachten zu gegebener Zeit berücksichtigt werden.
Zur Gebäudeaussteifung stehen ausreichend viele Wandscheiben zur Verfügung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen ein städtebaulich überzeugend platziertes, maßstäblich gut entwickeltes Ensemble aus drei in Nord-Süd-Richtung orientierten Flachdachbaukörpern vor, von denen die beiden westlichen über einen nördlichen Verbindungsbau zum Bauhof zusammengefasst werden.
Die Orientierung der Alarmausfahrten nach Osten mit direkter Ausfahrt zur B11 und der Gemeindestraße sowie die Unterbringung aller Pkw-Stellplätze zwischen den beiden Gebäuden erlaubt es dem Verfasser einerseits mit nur zwei Anbindungen nach Süden zu agieren, führt aber für den Bauhof zu einer engen Zufahrtssituation.
Die Grundrisse sind funktional gut entwickelt, kritisch bewertet wird aber die Anlieferung der Mosterei, die entweder über den Bauhof oder durch einen inneren Flur von der Platzplatzseite erfolgt.
Die insgesamt kompakte Gesamtanlage überrascht mit der Übererfüllung der Stellplatzforderung auf dem zentralen Parkplatz für beide Nutzungen. Mit der Orientierung der Schulungsräume im Obergeschoss auf diesen zentralen Bereich wäre hier eine differenziertere Gestaltung der Freifläche wünschenswert.
Der materialgerechte Einsatz von Dämmbeton in den Erdgeschossebenen und Holz in den Obergeschossen überzeugt ebenso, wie der sensible und der Konstruktionsweise entsprechende Umgang mit Fassadenöffnungen. Der verbindende Sockelbereich wird dabei gegenüber der B11 als robustes, schützendes Element eingesetzt, das zwar den Ausblick in den großzügigen Freiraum unterbindet, aber auch Störungen reduziert.

Die kompakten Gebäudehüllen lassen zusammen mit dem materialgerechten Einsatz von Holzunterzügen und Brettsperrholzdecken eine wirtschaftliche Ausführung erwarten. In den Fahrzeughallen sollte der Einsatz von schwimmenden Estrichen überdacht werden.
Extensive Begrünungen, großzügige Retentionsflächen, die im freigehaltenen östlichen Grundstücksbereich angebotenen Streuobstwiesen und der kompakte Fußabdruck der Anlage sind für sich ein Beitrag zur Nachhaltigkeit und Ökologie des Projektes, weitergehende Aussagen etwa zum Energiekonzept treffen die Verfasser nicht.
Insgesamt legen die Verfasser ein städtebaulich überzeugendes und in der Architektur der Gebäude sensibel ausformuliertes Konzept vor.

Das streng gefaßte „steinerne Tableau aus Betongroßplatten“ schafft robuste und großzügige Bewegungsflächen, die in klarem Kontrast zu den unversiegelten und naturnah gestalteten Außenflächen stehen. Es wird nach Norden zur B11 ein wohltuender Abstand mit einer Obstwiese angeboten. Die klare Trennung von „Innen und Außen“ sowie der bewußte Umgang mit der natürlichen Topographie des Geländes schafft eine prägnante, gut ablesbare Struktur.

Die Einfassung des Tableaus mit einer zwei Meter hohen Betonwand schafft zur Straße Am Lenghardt hin zwar eine eindeutige Grenze zum ansteigenden Gelände, läßt aber erwünschte Einblicke in die Höfe durchaus zu. Der Vorzug von nur einer Zufahrt von Süden wird mit einer etwas ungelenken Erschließung des Bauhofs erkauft. Die Umgrenzung im Süden führt an der Südostecke bei der Alarmeinfahrt etwas zu nahe an den öffentlichen Fahrradweg heran.

Das Tableau setzt auf das natürliche Gelände auf. Die Zufahrten an das öffentliche Straßennetz werden wohltuend knapp im Sinne schmaler Zugangsbrücken formuliert. Erdbewegungen werden vor allem für eine im Osten der Feuerwehr vorgelagerte naturnah gestaltete Retentionsfläche notwendig.
Ausschnitt Lageplan

Ausschnitt Lageplan