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Offener Wettbewerb | 06/2020

Gesamtentwicklung bis 2027 des Psychiatriezentrums (PZM) in Münsingen (CH)

2. Rundgang / 2. Stufe

Rykart Architekten AG

Architektur

DUO Architectes paysagistes / Landschaftsarchitekten Sarl

Landschaftsarchitektur

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Ingenieurbüro Riesen AG

TGA-Fachplanung

Hartenbach & Wenger AG

Bauingenieurwesen

fux + sarbach Engineering AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Aufgrund einer sehr ausführlichen Analyse schlagen die Projektverfassenden vor, die bestehenden Häuser 25 und 45 von sämtlichen Erweiterungen und Zubauten zu befreien und im rechten Winkel dazu jeweils einen grossvolumigen Neubau zu errichten. Diese werden über einen verglasten Korridor mit den bestehenden Häusern verbunden. Die beiden neuen Volumen fügen sich im Grundsatz ansprechend in die bestehende Anlage ein. Allerdings entsteht durch diesen Eingriff zusammen mit den Technikgebäuden ein durchgehender Schild mit Bauten neueren Datums in Querrichtung, welcher in der Gesamtanlage eine erhebliche Trennung zum Nachteil der beiden Pavillons im Nordwesten bewirkt. Diese trennende Wirkung und eine grosse Konkurrenz zur wiederhergestellten Repräsentanz des Altbaus wird verstärkt durch das Verschieben der Neubauten Richtung Mittelachse über die Flucht des Mittelrisalits der Häuser 25 und 45 hinaus. Auf die seitliche Gartenschicht des Parks wirkt sich diese Situationslösung positiv aus, werden die Gärten doch bis an die Neubauten weitergeführt. Vermisst wird zudem eine stärkere Differenzierung des Neubauvolumens.
Die nicht mehr existierende Fassade des Haus 45 bzw. 25 wird historisierend wieder erbaut. Der Neubau ist gegliedert in einen Kopfbau und Zimmertrakt. Aufgrund der Einfachheit der Volumetrie des vorgeschlagenen Neubaus kommt der Wertigkeit und dem Ausdruck der Fassaden eine besondere Bedeutung zu. Für seine äussere Erscheinung werden entsprechend Gestaltungselemente der bestehenden Anlage verwendet: Übernahme der Traufhöhe, Hierarchisierung durch Gliederung, Schaffung von Binnensymmetrien oder Rhythmisierung durch Fensterachsen, Lisenen und Gesimse. Zusammen mit dem etwas dunkleren Backstein sollten diese Massnahmen zu einer guten Einbindung in die Anlage führen. Leider erscheint der Neubau durch die gewählte Materialität, Farbwahl und strukturelle Elemente aber eher abweisend und vermag den Eindruck einer modernen und offenen Psychiatrie nicht zu vermitteln.
Die Nutzungsverteilung mit Atelier und Therapieräumen im bestehenden Gebäude und Wohnen und Patientenzimmern im Neubau ist einleuchtend und klar. Die Anordnung und Erschliessung der Patientenaufnahme mit Intensivzimmern funktioniert gut. Die Lage des Essraumes im Gebäudewinkel und die mangelnde Übersicht vom Stationszimmer hingegen wird seitens Betrieb bemängelt. Der nur minimal gegliederte zweibündige Korridor weisst zudem wenig Aufenthaltsqualitäten auf. Nach den Liften entsteht eine enge Situation, wenn Essenswagen, Ambulanz und der normale Tagesbetrieb zusammentreffen, welche es bei einer Weiterbearbeitung zu entspannen gälte. Die Belichtung an seinem Ende über den Balkon verbessert dies nur unwesentlich. Die Patientenzimmer sind konventionell und vor Allem im Erdgeschoss ist die Privatsphäre der Bewohnenden trotz der vorgelagerten Bepflanzung aus Sicht des Beurteilungsgremiums zu wenig geschützt. Die vorgenommene Verschiebung des Neubaus Richtung Mittelachse bringt Nachteile in der internen Organisation, da die Verbindung zum Bestandesbau auf ungeeignete Räume trifft.
Die Projektverfassenden haben sich intensiv mit der Suizidprävention auseinandergesetzt, es liegen sehr eigene und ästhetische Lösungen vor, welche in grossen Teilen überzeugen. Dabei besonders hervorzuheben ist die Fenstersicherung durch die zusätzliche Verglasung vor einem zu öffnenden Flügel – was ein besonders hohes Mass an Normalität vermittelt und eine Stigmatisierung vermeidet.
Die im Programm formulierten Zielkosten können gemäss Grobkostenschätzung eingehalten werden.
Das bestehende Haus 45 bzw. 25 wird zwar denkmalpflegerisch rekonstruiert, jedoch wird seine Position in der gesamten Anlage durch das grosse Volumen des Neubaus und die prominente Auszeichnung des Haupteingangs in ebendiesen geschwächt. Obwohl der Vorschlag sorgfältig aus der Analyse der Gesamtanlage des Psychiatriezentrums entwickelt wurde und weitgehend gut funktioniert, fehlt ihm einerseits eine feinere Differenzierung der Volumetrie sowie andererseits eine sowohl für die Pflegenden und vor allem für die Bewohnenden erlebbare freundliche und wohnliche Ausstrahlung.