modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 06/2020

Gesamtentwicklung bis 2027 des Psychiatriezentrums (PZM) in Münsingen (CH)

1. Rundgang / 2. Stufe

blgp architekten

Architektur

BNP Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Andreas Akeret Baumanagement GmbH

Bauingenieurwesen

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Elektroplan AG

TGA-Fachplanung

Emch+Berger Immoconsult AG

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Ansatz der Erweiterung der Gebäude 25 / 45 sieht einen U-förmigen Anbau an die Bestandesbauten vor, es entsteht ein geschlossener Blockrand. Die im Masterplan verorteten weiteren Potentialflächen werden aus der mittigen Parkanlage in den «halbprivaten Gurt» des Gartens verlegt, um die Mitte der Gesamtanlage zu befreien und in einer Vision 2040 in Analogie zu der Typologie von Renaissance-Schlössern mit einem begehbaren Wasserbecken zu ergänzen. Im Altbau der Häuser 25 / 45 werden die in den 70er Jahren ergänzten Seitenteile abgebrochen und die ehemalig rückwärtig liegende Hauptfassade wird auf der Ebene des Haupteingangs rekonstruiert. Der Altbau tritt somit als kompaktes Volumen in Erscheinung. Im Bestand sind sehr umfangreiche Eingriffe in die Tragstruktur vorgesehen, nur ein geringer Teil der Deckenkonstruktion bleibt erhalten. Der Neubau ist als Betonkonstruktion mit direkter Lastabtragung und einer Fundation auf Streifenfundamenten vorgesehen. Die neuen Anbauten sind durch Fugen und neue Materialien vom Altbau abgesetzt. Die volumetrische Gliederung der neuen Fassaden leitet sich aus der inneren Organisation ab. Zum umliegenden Freiraum wird eine Stauden- und Gräserschicht als «Sicht-Puffer» vor den Wohnräumen angeordnet.
Die Hofhaustypologie entspricht zwar nicht dem Bebauungsmuster der Gesamtanlage, bietet im Grundsatz aber die Möglichkeit einer guten Organisation der Stationen. Auch ist unbestritten, dass mit dem üppig durchgrünten privaten Innenhof eine starke innere Identität geschaffen werden kann. Es besteht aber auch die Gefahr, dass diese Raumorganisation nach aussen zu stark abgrenzt, was nicht dem Verständnis eines transparenten Betriebs entspricht. Das gewählte Bebauungsmuster verhindert zudem die Weiterführung der bestehenden lateralen Gartenschicht der Parkanlage. Dieses Spannungsfeld wurde in der Weiterbearbeitung leider nicht positiv weiterentwickelt. Durchlässigkeit und Transparenz wird vermisst, die vier Fugen sowie eine etwas weicher ausgestaltete durchlässige Zone im Loggia- / Stationszimmerbereich vermögen diese Wirkung nicht zu entfalten und die Frage nach Schutz oder Abgrenzung nicht zu klären. Auch wirkt das gewählte Fassadenbild mit grossen Sichtbetonflächen und grossmassstäblich zusammengefassten Fensterfeldern schwer und geschlossen und verstärkt die Abgeschlossenheit. Ganz anders im Gebäudeinnern und hofseitig: hier dominieren grosse Fenster, transparente Raumschichten und mit dem Einsatz von Holz atmosphärische Materialien.
Der Anbau liegt bündig zu den Stirnfassaden des Altbaus, was einen kleinen Fussabdruck generiert. Dies hat auf der einen Seite wirtschaftliche Vorteile, führt aber auch dazu, dass in der Organisation der Station wenig Luft für optimale Raumgeometrien besteht. Das zeigt sich insbesondere im Altbau: der Zugang zur Station erfolgt in einen knapp dimensionierten und wenig attraktiven Vorplatzbereich und zu schmale Korridore führen weiter in die Flügel. Das führt zu Verkehrskonflikten der parallelen Nutzungen. Auch fehlt der separate Zugang für Logistik und Notfälle. Auffällig ist die hohe Eingriffstiefe im Altbau. Die Struktur des Altbaus wird durch zahlreiche Abbrüche und neue Wände verunklärt, das Gebäude abgefüllt. Die Flurzone vor den Patientenzimmern ist zwar durch grossflächige Verglasungen hell, bietet sich durch die knappe Breite jedoch leider nur als Erschliessungszone an, Sitzgelegenheiten gegen den Innenhof sind nur im Wohnraum und der Loggia möglich. Auch das sind Folgen der knappen Geschossfläche. Der Zugang und die Übersicht des Stationsbüros sind nicht optimal. Die Verfasserinnen haben sich intensiv mit der Suizidprävention auseinandergesetzt, es liegt ein umfassendes Konzept dazu vor, welches in grossen Teilen überzeugt. Auch ist die Erschliessung des Innenhofs über alle Geschosse sehr gut gelöst, die Gestaltung des Hofraums als stark durch Bepflanzung geprägte «Insel» ist denkbar.
Die Zielkosten können gemäss Grobkostenschätzung erreicht werden. Der Projektvorschlag weist eine kleine Geschoss- und Nutzfläche auf und hat dadurch tiefe Erstellungskosten, bei durchschnittlichen Kosten pro Quadratmeter Nutzfläche.
Das Beurteilungsgremium würdigt die Auseinandersetzung der Verfasserinnen mit dem Thema des «Wohlfühlens» der Patientinnen und Patienten. Leider ist es ihnen aber nicht gelungen, den gewählten Ansatz eines Blockrands mit den Anforderungen des PZM in Einklang zu bringen. Zentral dabei ist die Introvertiertheit des Betriebs und die fehlende bauliche wie gestalterische Transparenz und gewünschte Durchlässigkeit. Auch zeigt der Projektvorschlag einige betriebliche Defizite.