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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Franklin-Steg – Neubau einer Fuß- und Radwegbrücke über die B38 in Mannheim

Visualisierung

Visualisierung

3. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

DR. SCHUETZ INGENIEURE Beratende Ingenieure im Bauwesen PartG mbB

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Als eine Hauptverkehrsader der Stadt Mannheim trennt die B38 das neu gestaltete Franklin Areal vom bestehenden Stadtteil Vogelstang. Der vorgeschlagene Entwurf einer Fuß- und Radwegbrücke schafft mit seiner dynamisch geschwungenen Form eine neue Verbindung der beiden sehr unterschiedlichen Stadtteile. Anlehnend an den großzügigen Charakter des Neubaugebietes zeigt sich das Bauwerk im Franklin Park in einer weit geschwungenen Form und verjüngt sich auf der verdichteten Vogelstanger Seite zu einer dynamischen Schleife.
Durch die Wahl eines Trogbauwerks mit variierender Trägerhöhe werden die zahlreichen Anforderungen bei gleichzeitig optisch ansprechender Gestaltung optimal erfüllt: Über der stark befahrenen Bundesstraße bietet der Trog den Benutzern Schutz und schafft gleichzeitig durch vielfältige Blickbeziehungen sowie durch seine sich öffnende Grundgeste Raum für eine attraktive Querung. Die veränderliche Höhe des Trogs wird gleichermaßen durch statische sowie gestalterische Anforderungen geprägt: Im Bereich der maximalen Stützweite bzw. der größten Stützmomente erreicht der Trog seine höchste Querschnittsabmessung, während er zu den Antrittspunkten hin an Höhe verliert und einen harmonischen Übergang zum angrenzenden Gelände schafft. Aus der doppelt gekrümmten Grundrissform ergibt sich das Spiel der wechselseitigen Überhöhungen als statisch sinnvolles sowie gestaltungsprägendes Element, das sowohl für die querenden Fußgänger als auch für die Blicke der Autofahrer Qualität bietet.
Der offene Querschnitt mit seinen nach außen hin sichtbaren Steifen ist statisch optimiert, einfach in der Herstellung und zeitgleich optisch abwechslungsreich: Die Außenfläche zeigt sich auch in der Untersicht facettenreich, die Innenfläche wirkt glatt, dynamisch und elegant. Die Stützen werden schlicht und zurückhaltend als V-Stützen bzw. auf Vogelstanger Seite als einfache Rundstützen ausgebildet.
Die sanft geschwungene Grundrissform ist gleichermaßen Kontrast als auch Ergänzung zu dem strikt ausgerichteten Raster der Bepflanzung und der umliegenden Bebauung.
Die Integration auf der südlichen Seite erfolgt mit großer Rücksicht auf die beengten Verhältnisse im bestehenden Wohnbaugebiet. Der Eingriff auf die Straßenführung wird auf ein Minimum reduziert; die dringend benötigten Parkplätze werden nahezu vollständig erhalten. Trotzdem muss die Gesamtbreite des Bauwerks nicht reduziert werden – die Brücke kann die Benutzer im Antrittsbereich sogar mit einer öffnenden Geste willkommen heißen. Dieser wird in einen neuen Aufenthaltsplatz im Wohngebiet integriert. Die vorhandene Topographie des Lärmschutzwalls wird direkt als Rampe genutzt und reduziert dadurch sowohl die Länge des Brückenbauwerks und somit die Gesamtkosten als auch den Eingriff in die Bestandsumgebung. Der gewählte Antrittspunkt kann ohne zusätzlichen Laufweg direkt von jeder beliebigen Richtung aus angezielt werden. Auf zusätzliche Treppenelemente kann vollständig verzichtet werden; die Kosten für Herstellung und Unterhalt werden somit minimiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überwindet die B 38 nicht mit einer rechtwinklig zur Fahrbahn liegenden Konstruktion, sondern in einem leicht schiefwinklig kreuzenden Bogen. Auf diese Weise kann auf der Vogelstang‐Seite eine Abfahrtsrampe gebildet werden, die der Fahrdynamik abfahrender Fahrradfahrer entgegenkommt. Schneller abfahrende Radler können den größeren Außenradius nutzen. Kritisch ist aber, dass der Radius partiell relativ eng wird.
Grundsätzlich ist die Rampensteigung hinsichtlich der Barrierefreiheit kritisch zu überprüfen. Zudem gelingt es so, den Lärmschutzwall weitestgehend unangetastet zu lassen.
Der Verzicht auf Treppenabgänge ist nachvollziehbar, da die Spiralrampe auf der Vogelstang‐Seite für relativ kurze Wege sorgt. Die Rampenlänge erlaubt eine nahezu barrierefreie Erschließung.
In der Spindel ist mit einfachen Mitteln eine Sitzmöglichkeit geschaffen. Hier kann für die Vogelstang eine Art „Ankunftspunkt“ definiert werden.
Die Konstruktion besteht aus einem Stahltrog, der einseitig durch ein konstruktiv verwendetes Stahlblech ergänzt wird. Dieses Bauteil wird beidseitig ‐ jeweils für die anfahrenden Autofahrer ‐ überhöht. In der Außenansicht ergänzen senkrechte Stahlbleche wirksam die ästhetische Anmutung.
Die Brücke ruht auf V‐Stützen, deren schlanke Erscheinung durch die Betonfundamente, die dem Anprallschutz dienen, sehr eingeschränkt wird. Die Unterseite der Brücke besteht aus einer glatten Stahlfläche, die wenig reizvoll erscheint.
Das Geländer ist an die Aufkantung angeschweißt und bildet mit der Konstruktion der Brücke keine Einheit. Die einzelnen Elemente des Entwurfs wirken eher additiv. Der Abgang auf der Franklin‐Seite wird bis zum Columbus‐Pfad fortgesetzt. Damit durchschneidet die Brücke die Grünfläche in größerem Umfang als dies unbedingt nötig wäre.
Die von den Verfassern gelieferte Kostenschätzung erscheint realistisch. Somit liegt die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs im mittleren Bereich.
Insgesamt ein interessanter Entwurf, der aber in einigen Details einer Nachjustierung bedürfte.
Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

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Lageplan

Lageplan

Längsschnitt

Längsschnitt