modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Projektwettbewerb | 09/2020

Neubau Schulhaus in Schwerzenbach (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

Baumberger & Stegmeier

Architektur

Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

EBP Schweiz AG

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung

Timbatec Holzbauingenieure

Bauingenieurwesen, Bauphysik, Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt ORIGAMI entwickelt seine Projektidee aus der Lektüre des Ortes mit seiner noch lesbaren dörflichen Prägung und der Absicht den bestehenden und hauptsächlich von Süden erschlossenen Schulcampus auch gegen Norden besser zu adressieren um eine allseitige Zugänglichkeit in die umliegenden Quartiere zu etablieren.
Das Erweiterungsgebäude situiert sich folgerichtig an der Nordseite des Sport- und Schwimmhallengebäudes mit einem zur Schorenstrasse gerichteten zweigeschossigen Volumen. Über einen neuen Arealzugang auf Höhe der Schoren-/ Schulstrasse erfolgt die direkte nordseitige öffentliche Anbindung und führt westseitig zum vorgelagerten Ankunfts- und Pausenplatzbereich des Erweiterungsbaus.

Die grundsätzlich schlüssige städtebauliche Setzung kommt aber vor allem mit der geplanten nordseitigen Erweiterungsetappe an seine Grenzen. Zudem wird der neue Nordzugang auch hinsichtlich der zu durchstossenden Böschung mit der raumprägenden Baumreihe an der Schorenstrasse im Gremium kontrovers diskutiert.

Der kompakte und flach gehaltene Baukörper wird in seinem architektonischen Ausdruck geprägt über die mehrfach gefaltete Dachfigur. In Anlehnung an die Atelierbauten der 1960er Jahre sprechen die Projektverfasser sinngemäss von einer modernen Atelierschule. Erschlossen wird das neue Schulhaus westseitig über einen eingezogenen gedeckten Aussenbereich. Im Erdgeschoss gruppieren sich um eine offene und grosszügige Eingangshalle der Kindergartenbereich inkl. Gruppenraum, das Reserve- und das Lehrerzimmer sowie die Infrastrukturräume. Der Kindergarten ist ideal auf den ostseitigen geschützten Aussenraum orientiert und kann vom Garderobenraum direkt betreten werden.
Im Obergeschoss befinden sich die konsequent nach Ost und West orientierten Klassenzimmer mit den dazwischenliegenden Gruppenräumen. Die Organisation aller Klassenzimmer unter einem Dach unterstreicht die Idee der Atelierschule. Über zusätzliche Dachoblichter werden alle Zimmer zweiseitig belichtet und erzeugen gleichsam stimmungsvoll den lichtdurchflutenden Charakter dieser Atelierlandschaft. Demgegenüber wird die ebenfalls über das Dach belichtete innere Erschliessungszone mit Garderobenbereich sehr kritisch beurteilt. Die räumlichen Verhältnisse wirken sehr beengend und lassen diese Zone schlecht in den Unterrichtsalltag integrieren.

Die konstruktive Durchbildung des angedachten Holzbaus mit dem sichtbaren Prinzip der Stützen-Zangenstruktur im Dialog mit der unaufgeregten homogenisierten in Weiss gehaltenen Holzfassade ist sehr überzeugend und wird dem Anspruch einer kleinmassstäblichen und wohnlichen artikulierten Primarschule gerecht. Für die geforderte Erweiterung der drei Klassenzimmer kann die vorgeschlagene Gebäudestruktur ideal nordseitig um eine Achse horizontal erweitert werden. Im Erdgeschoss ist dazu mit wenigen baulichen Anpassungen eine Raumrochade des Lehrerbereichs notwendig.

Die tragende Idee einer lichtdurchflutenden Atelierschule überzeugt das Beurteilungsgremium. Die hohen Qualitäten zeigen sich beim Projektbeitrag ORIGAMI in der sorgfältigen architektonischen Bearbeitung sowie in der stringenten konstruktiven Durchbildung und Materialisierung. Die städtebauliche Setzung kommt bei näherer Betrachtung vor allem im Zusammenhang mit der Erweiterung aber an seine Grenzen und vermag nicht restlos zu überzeugen.

Mit dem Einlegen einer neuen Weg- und Zugangshierarchisierung entsteht ein neuer Schulhof zum bestehenden Pausen- und Campusplatz. Die daraus resultierende offene Freiraumsituation fügt sich in seiner Gestaltung und Masstäblichkeit wohltuend ins Gesamtgefüge. Die neue Wegverbindung zum Bahnhof und deren Präsenz wird in Frage gestellt. Entsteht doch eine erhebliche Zäsur in der bestehenden Platanenbaumreihe. Die Masstäblichkeit der Treppe und die Ankunft auf den doch schmalen Trottoirstreifen werden in Frage gestellt. Mit der Ergänzung eines Vordaches entlang des Turnhallengebäudes wird zum Bestand eine selbstverständliche Verknüpfung gebildet. Der Übergang zum Neubau wirkt jedoch etwas unvermittelt. Mit dem Freiraumkonzept gelingt eine gute Einbindung in die bestehende Anlage.

_ In der Gesamtbewertung liegt das Projekt im unteren Mittelfeld, was unter anderem daher rührt, weil das Raumprogramm zum Teil sehr knapp umgesetzt ist.
_ Bezüglich Volumenaufwand liegt das Projekt leicht über dem Durchschnitt.
_ Bezüglich Umsetzung HNF auf der Geschossfläche liegt es leicht über dem Durchschnitt.
_ Bezüglich Hülle zur Geschossfläche liegt es weit über dem Durchschnitt.
_ Infolge der teilweise aussenliegenden Erschliessung (Kaltklima) liegt das Projekt trotz eher hohem Hüllen- und Flächenaufwand im guten Mittelfeld.