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Award / Auszeichnung | 02/2021

Deutscher Städtebaupreis 2020

Stadtquartier Neckarbogen Heilbronn

DE-74076 Heilbronn, Theodor-Fischer-Straße, Paula-Fuchs-Allee, Am Neckaruferpark

AUSZEICHNUNG IM STÄDTEBAUPREIS

Stadt Heilbronn

Städte/Gemeinden

Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH

Bauherren

steidle architekten, Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

Architektur

Machleidt GmbH

Stadtplanung / Städtebau

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

t17 Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Kaden + Lager

Architektur

performative architektur

Architektur

R+T Verkehrsplanung GmbH

Verkehrsplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Städtebauliche Projekte, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Mit dem Neckarbogen wird ein ehemaliges Güterumschlagsareal im Herzen der Stadt zu einem gemischten Wohn- und Gewerbequartier entwickelt. Die Struktur des Neckarbogens ist darauf angelegt, ein Modell des urbanen, kompakten und damit resilienten Stadtquartiers aufzuzeigen, in dem Bebauung, Freiraum und Wasserflächen in einem wohlgeordneten Flächenverhältnis zueinander stehen. Leitidee ist die konsequente Mischung auf allen Ebenen, ergänzt durch Vielfalt und Dichte. Das neue Stadtquartier lebt durch seine Vernetzung.

Ziel ist die Entwicklung eines urbanen, vielfältigen, innovativen Stadtteils. Vernetzung zur Innenstadt und zum Zukunftspark Wohlgelegen ermöglichen Wohnen und Arbeiten inmitten der Stadt und am Fluss. Kurze Wege können einen Mobilitätswandel im Sinne der 10-Minuten-Stadt ermöglichen. Lebendigkeit soll durch das Miteinander unterschiedlicher Lebensentwürfe und Funktionen im Kontext einer angemessenen urbanen Dichte entstehen. Somit ist der Neckarbogen nicht auf einzelne Zielgruppen ausgerichtet, sondern spricht breite Nutzergruppen an.

Die Revitalisierung des ca. 30ha großen Geländes erforderte eine umfassende Altlastensanierung und Kampfmittelfreimachung. Hierfür wurden ca. 40.000 m³ Bodenmaterial bewegt. eine Bundesstraße mit 30.000 Fahrbewegungen täglich wird für die Entwicklung verlegt. Damit erfolgt ein gezielter Eingriff in das prinzipielle Verkehrssystem der Stadt. Auf dem Gelände findet 2019 eine Bundesgartenschau statt und der erste Bauabschnitt ist als Stadtausstellung Teil dieser Schau. Dies bedeutet enge Abstimmung und zeitliche Stringenz.

Kooperationen
Der Rahmenplan 2010 wurde unter Einbeziehung verschiedener Fachdisziplinen erarbeitet. Für seine Überarbeitung 2013/14 wurde ein interdisziplinärer Leitbildprozess aufgesetzt, der wesentlich vielfältiger im Ansatz war. Die Bereiche Städtebau, Freiraum, Architektur, Mobilität und Nachhaltigkeit wurden durch externe Büros und verwaltungsinterne Fachleute bearbeitet. In einem Fachbeirat erfolgte die Einbeziehung externer Berater und politischer Gremien. Zudem erfolgte eine umfangreiche Bürgerbeteiligung mit runden Tischen.

Mehrwert
Im Leitbildprozess wurden im Städtebau, in Freiraum, Architektur, Mobilität, Energie und in der Nachhaltigkeit Projekte mit Innovationscharakter entwickelt. Der Neckarbogen dient als RealLabor und soll in die Gesamtstadt ausstrahlen und auf weitere Planungen und Entwicklungen wirken. Mit der Konzeptvergabe der Einzelgrundstücke und anschließendem Qualitätssicherungsprozess wurde ein eigener Prozess entworfen. Dieser soll konsequent weiter verfolgt werden und ebenfalls auf andere Entwicklungen übertragen werden.

Die Integration des ersten Abschnitts in eine Bundesgartenschau stellt eine besondere zeitliche und logistische Herausforderung dar. Das Konzept zum Stadtquartier Neckarbogen wurde durch die DGNB e.V. vorzertifiziert mit Platin. Die Grundstücke wurden in einer Konzeptvergabe mit einem Investorenauswahlverfahren vergeben. Die Planung und der Bau des ersten Bauabschnitts werden von einem eigenen Qualitätssicherungsprozess mit permanenter Betreuung durch ein interdiziplinäres Team begleitet. www.buga2019.de

Projektstatus
Rahmenplan 2013/14, erste Bebauungspläne rechtskräftig
Buga-Gelände im Bau (Fertigstellung zur Buga 2019)
erste Gebäude im Bau (Fertigstellung Mitte 2018) und weitere Abschnitte ab Ende 2019

Beurteilung durch das Preisgericht

Was die Stadtverwaltung Heilbronn mit Ihren Ämtern und beauftragten Planungsbüros am Neckarbogen realisiert hat, lässt sich erst richtig beurteilen, wenn man anhand historischer Aufnahmen bis in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts den Wandel des Areals zurückverfolgt. Im Gegensatz zu vielen anderen Beispielen städtebaulicher Transformation wurde hier nicht mit einer überschaubaren Baumaßnahme ein vermeintlicher Schandfleck abgetragen und an dessen Stelle die Stadt mit ein oder zwei architektonisch ansprechenden Gebäuden repariert. Der Neckarbogen ist eine langfristige Umwidmung eines Gebiets. Das neue Stadtquartier ist Teil einer umfassenden Gesamtmaßnahme, eine ehemalige Hafenanlage, rund 25 Hektar groß, deren Fläche in etwa dem Gebiet des Stadtzentrums entspricht. Der alte Hafen, der hier neben dem Neckarbogen vor dem Zweiten Weltkrieg seinen Platz gefunden hatte, verlor nach dem weiteren Ausbau des Flusses zum Schifffahrtsweg bis Stuttgart seine Bedeutung als Güterumschlagplatz. Die Becken wurden nach und nach zugunsten von Lagerschuppen und Schrottbetrieben aufgeschüttet. So mutierte der alte Hafen zur Rumpelkammer der Stadt. Die Lage hinter dem Bahnhof, getrennt durch die Trassen der Eisenbahn, begünstigte den Wildwuchs, da der freie Blick auf den unwirtlichen Ort verwehrt blieb. In den Nullerjahren nahm sich die Stadt aktiv des Problems an. Man erkannte die Chance, das untergenutzte Areal, bis dahin im Eigentum der Bundesbahn, für die Stadt zurückzugewinnen. Auf Grundlage eines internationalen städtebaulichen Wettbewerbes 2009 entstanden erste Konzepte für einen Masterplan. Mit der Bewerbung und dem Zuschlag für die Bundesgartenschau 2019 nahm die Entwicklung an Fahrt auf. Der hervorragende Gedanke, ein neues Stadtquartier mit Wohnen, Arbeiten und Freizeit als integrativen Teil der zukünftigen Grünanlagen zu sehen, war nicht nur eine Novität für eine Bundesgartenschau. In der Koppelung der Freiraumund Gebäudeplanung erkannte die Stadt Heilbronn den erheblichen Vorteil durch Synergieeffekte, vor allem für die langfristige Nutzung des Geländes – ein Glücksfall.

Entstanden ist ein durch und durch vorbildliches Stadtquartier mit Gebäuden, deren hohe Gestaltqualität durch Auswahlverfahren von Bietergemeinschaften aus Architekturbüros und Investoren erreicht werden konnte. Mit dem Einstieg in die Objektplanung wurden zur Qualitätssicherung sogenannte „Planergespräche“ eingeführt. Erst nachdem alle von der Stadt festgelegten Voraussetzungen erfüllt waren, konnten die Investoren die Grundstücke erwerben; ein kluger Schachzug. Nicht nur die Mischung der Funktionen, sondern auch die Forderung nach Innovation in den Themen der sozialen Quartiersentwicklung, der Nachhaltigkeit und Ökologie führten zu interessanten, beispielhaften und architektonisch gelungenen Bausteinen, die den öffentlichen Raum überaus lebenswert erscheinen lassen. Weitgehend ohne Störungen durch Autoverkehr, flaniert man vorbei an Läden und anderen öffentlichen Einrichtungen in den Erdgeschosszonen.

„Vorn die Zugspitze, hinten die Friedrichstraße, mit schöner Aussicht, ländlich mondän…“ brachte es Tucholsky in seinem bekannten Gedicht „Ideal“ zu Papier. Dass dieser Traum auch ohne Villa im Grünen, die Zugspitze und die Friedrichstraße in anderer Form Realität werden kann, führt uns die Stadt Heilbronn mit dem Neckarbogen eindrücklich vor Augen.
Stadtsee am 1. Bauabschnitt

Stadtsee am 1. Bauabschnitt

Rahmenplan Neckarbogen - Gestaltplan

Rahmenplan Neckarbogen - Gestaltplan

Ausschnitt Mobilitätskonzept

Ausschnitt Mobilitätskonzept

Ausschnitt Gestaltungshandbuch

Ausschnitt Gestaltungshandbuch

Luftbild Baustelle Neckarbogen

Luftbild Baustelle Neckarbogen

Modellfoto 1. Bauabschnitt - Stadtausstellung

Modellfoto 1. Bauabschnitt - Stadtausstellung

Ansicht Bebauung Stadtausstellung vom Stadtsee

Ansicht Bebauung Stadtausstellung vom Stadtsee

Ergebnis Investorenauswahlverfahren

Ergebnis Investorenauswahlverfahren

Neckarhabitat in der Entstehung

Neckarhabitat in der Entstehung