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Studienauftrag | 12/2021

„Bauprojekt Markus“ - Neues Zentrum im Berner Nordquartier (CH)

Teilnahme

Preisgeld: 15.000 CHF

dadarchitekten

Architektur

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Hänggi Basler | Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser präsentieren eine vielversprechende Vision für die bestehende Anlage. Es soll ein neuer Begegnungsort für das Quartier entstehen - ein lebendiges Zentrum, welches Schwellenängste abbaut, eine niederschwellige Vernetzung zwischen Kirche und Quartier ermöglicht. Mittels eines partizipativen Prozesses sollen die unterschiedlichen Bedürfnisse und Nutzungen definiert und aufeinander abgestimmt werden. Neue Öffnungen in den bestehenden Gebäuden werden mit einer Sichtbarmachung der zukünftigen Aktivitäten begründet und sollen die Öffnung des Zentrums stärken. Den bestehenden Anlageteilen werden präzise Nutzungen zugeordnet. Der heutige Platz wird von jeglichen Parkplätzen befreit und soll unterschiedlich bespielt werden können. Die Veränderung der zeittypischen Materialisierung des Platzes ist jedoch kaum verständlich, im Gegenteil, die Anlage erfährt in ihrer Gesamtheit eine merkliche Schwächung. Das Kirchgemeindehaus wird als Anlaufstelle definiert, der Kirchenraum dient sowohl kirchlichen als auch kulturellen Nutzungen. Dem Pfarrhaus werden infolge seiner peripheren und ruhigeren Lage das Pfarramt und die Sozialarbeit zugeordnet. Im Verbindungstrakt ist der Jugendraum mit separatem Zugang situiert. Die vorgeschlagene Zuordnung der einzelnen Nutzungen ist plausibel und beinhaltet grundsätzlich ein grosses Potenzial zur Umsetzung der Vision eines neuartigen Zentrums. Die Ausgestaltung der Parkanlage soll mehrheitlich durch einen partizipativen Prozess erfolgen, was grundsätzlich begrüsst wird. Allerdings handelt es sich um eine schützenswerte Gesamtanlage, in welcher Veränderungen nur bedingt und unter fachlicher Begleitung erfolgen dürfen. Ephemere Einrichtungen für bestimmte Anlässe sind immer möglich, jedoch werden die festen Einrichtungen beim Hauptplatz (Quartierplatz) sowie dessen Umgestaltung kritisch beurteilt. Blumen- und Staudenbeete sind durchaus denkbar, wobei sie in der vorgeschlagenen Üppigkeit nicht ganz dem damaligen Gartenarchitekturverständnis entsprechen. Gemüsegärten, sofern von den Quartierbewohnern erwünscht, sind sicher möglich. Sie sollten sich jedoch auf den Bereich des Pfarrhauses beschränken und eher in der Form der traditionellen Gärten entwickeln. Auch sollte die Ausdehnung zurückhaltender sein, damit nicht die Gefahr besteht, dass sich die Parkanlage zu einer Garten- und Blumenschau entwickelt. Das Pfarrhaus kann ohne wesentliche Eingriffe der neuen Nutzung zugeführt werden, was sehr begrüsst wird. Ebenso nachvollziehbar ist die Nutzung des Verbindungsbaus für den erforderlichen Jugendraum. Die Eingriffe im Kirchgemeindehaus weisen jedoch nicht die gleiche Plausibilität auf. Die Sichtbarkeit des für die Öffnung des Zentrums bedeutsamen Bistros ist nach wie vor zu zurückhaltend. Die Beziehung zum Platz demzufolge zu umständlich und für die vorgeschlagenen Aktivitäten kaum förderlich. Ebenso wird im Erdgeschoss mit der südseitigen Platzierung von Büros eine grosse Chance bezüglich einer adäquaten Nutzung weiterer Aussenräume vertan. Die Büroarbeitsplätze sind teilweise als gefangene Räume konzipiert oder im Untergeschoss ausschliesslich durch das Bistro erreichbar, was als suboptimal beurteilt wird. Die Interventionen in der Kirche auf textile Lösungen und veränderbare Elemente aus Holz und Glas zu beschränken, ist nachvollziehbar. Der Vorschlag, die bestehenden Kirchenbänke weiterhin zu nutzen und mittels Schienen eine erhöhte Nutzungsflexibilität zu erreichen, wird jedoch als kaum praktikabel betrachtet. Einerseits kann bei einem Zusammenschieben der Bänke für das Szenario eines Kulturevents lediglich eine kleine Freifläche generiert werden, andererseits wird die erzeugte Raumstimmung mit diesem Bankdepot als wenig stimmig betrachtet. Fragen stellen sich zudem bezüglich der Integration einer Kapelle im Hauptraum sowie der vorgeschlagenen Nebennutzungen im heutigen Seitenschiff. Das Projekt überzeugt mit seiner Herangehensweise auf die Aufgabenstellung. Der vorgeschlagene partizipative Prozess beinhaltet das Potenzial, ein neues Quartier mit einer Vernetzung zwischen Kirche und Quartier zu definieren. Die architektonische Umsetzung weist jedoch nicht die gleiche Qualität auf. Einige der vorgeschlagenen Interventionen vermögen das Zentrum kaum zu stärken, teilweise schwächen sie die bestehende, äusserst wertvolle Gesamtanlage.