modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag | 12/2021

„Bauprojekt Markus“ - Neues Zentrum im Berner Nordquartier (CH)

Teilnahme

Vécsey Schmidt Architekten GmbH

Architektur

Westpol Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit von Vécsey Schmidt besticht durch eine präzise Analyse der Anlage und gibt eine schlüssige Antwort auf die im Studienauftrag gestellte Frage eines künftigen offenen Quartierzentrums, wofür das Architekturbüro ein interessantes Raumprogramm entwickelt hat. Kernidee des Entwurfs ist der Tribüneneinbau im Kirchenraum. Das neue Möbel vergrössert die Empore und verbindet diese mit dem Hauptschiff, was vom Begleitgremium sehr gewürdigt wird. Im Kirchenraum selber werden alle Bänke entfernt und ein neuer horizontaler Boden eingefügt, um eine multifunktionale Nutzung dieser Flächen zu verbessern. Dank dieser partiellen Umnutzung der grossen Hallenkirche kann auf Neu- oder Anbauten verzichtet werden, die das Ensemble mit dem stimmigen Zusammenspiel von Architektur und Umgebungsgestaltung stören würden. Das neue Möbel generiert differenzierte Räume: das neue Quartier-Bistro unterhalb der Empore und eine Tribüne mit Spiel- und Lesebereichen, was in Ergänzung zum Kirchenraum und Seitenschiff ein vielfältiges und spannendes Nutzungspotenzial bietet. Das Bistro im Kirchenraum trägt zu einer starken und einladenden Identität bei und die geschützte Aussenfläche bildet einen schönen Empfang der Anlage. Generell bleiben die neuen Ausgestaltungen im Aussenraum wohltuend zurückhaltend. Die neuen Wege mit der richtigen Materialisierung und den Pflanzengruppierungen bleiben marginal und sind daher gut vertretbar. Die vorgesehenen Nischen mit guter Aufenthaltsqualität für div. Nutzungen wie z. B. für Aussengottestdienst oder Gärten sind gute Ideen und auch richtig situiert. Dass mit den ergänzenden Gestaltungen angrenzende Grünanlagen und Wege verknüpft werden, wird begrüsst. Im Möbel selbst sind dienende Räume wie Gewerbeküche, Toilettenanlage und Materiallager untergebracht. Diese haustechniklastigen Nebennutzungen, wie auch die Grösse des Möbels, werden jedoch kritisch beurteilt. In seiner Dimension dominiert der Einbau den Kirchenraum und mindert dessen räumliche Qualitäten massgeblich. Das neue Volumen sprengt die Massstäblichkeit. Der Einbau mag die Grosszügigkeit der Kirche teilweise bewahren, ist jedoch konträr zu den Merkmalen einer Hallenkirche. Die Bodenfläche der Kirche wird durch den Einbau um die Hälfte reduziert. Auch wird durch den Tribüneneinbau der innere Kirchenzugang verunklärt und als nicht repräsentativ genug empfunden.
Die gewählte Organisation im Kirchgemeindehaus zeigt, dass ein zweiter Empfang für die Besucher nötig wäre, was die Adressfindung erschwert und verunklärt. Die Platzierung von Büros anstelle der Sigristenwohnung an der Kreuzung vieler Fusswege ist eine verpasste Chance. Die Zugänge zum kleinen und grossen Saal bleiben wie bisher bestehen und mögen zu überzeugen. Das Foyer in seinen Dimensionen ist für einen optimalen Betrieb zu klein. Die Aussenwendeltreppe als Fluchtweg für den grossen Saal überzeugt sowohl in ihrer Form zur geschützten Anlage wie auch gesetzlich als Fluchtweg leider nicht. Für die nicht ganz einfache Aufgabe, zwei Kirchgemeinden an einem Standort zusammenzubringen, wird eine schlüssige Antwort gefunden. Das Kirchgemeindehaus des Ensemble Markus wird zum neuen gemeinsamen Zentrum "Johanna". Dieses wird mit einer Leuchtschrift gekennzeichnet. Das Pfarrhaus wird in seiner Struktur nur minimal verändert. Das Pfarramt findet im Haus seinen Platz. Eine so klare Trennung zwischen den Fachbereichen entspricht dem Wunsch nach einem zukünftig orientierten, offenen und multifunktionalen Quartierzentrum nicht vollumfänglich. Das vorgeschlagene Projekt mit seinem kreativen Ansatz ist ein äusserst wertvoller Beitrag zur gestellten Aufgabe. Bezüglich Umgang mit der für Bern einzigartigen Hallenkirche stösst das gewählte Konzept infolge der räumlichen Ausdehnung der vorgeschlagenen Intervention jedoch an seine Grenzen.