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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Gesamterneuerung Gewerbliches Berufs- und Weiterbildungszentrum in St.Gallen (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Christ & Gantenbein

Architektur

Fontana Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Perita AG

Projektsteuerung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

IngenieurbĂĽro Aegerter + Bosshardt

Brandschutzplanung

BĂĽro fĂĽr Nachhaltigkeit am Bau Stefan Schrader AG

sonstige Fachplanung

PPEngineering GmbH

Fassadenplanung

Filippo Bolognese Images

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt SUMPFDOTTERBLUME knüpft gezielt an die ortsbaulichen Qualitäten des Bestandes an. Mit der Setzung eines dritten Längsbaukörpers ergänzen die Verfassenden die bestehende Situation. Durch die verwandten Proportionen des Neubaus entsteht im Zusammenspiel mit den Bestandesbauten eine ausgewogene, räumliche Komposition, die sich harmonisch in den Kontext einzubetten vermag. Mit der Längsbetonung des Baukörpers wird die ursprüngliche Idee der Schulanlage weiterentwickelt und gestärkt. Trotz des beträchtlichen Neubauvolumens bleibt die die Durchlässigkeit der Anlage erhalten. Das bis anhin etwas ungeschickt platzierte Turnhallengebäude wird selbstverständlich in das Ensemble miteingebunden. In Ergänzung zu den Hochbauten wird ein ausladendes Dach, das die einzelnen Trakte miteinander verbindet und eine räumliche Mitte generiert, vorgeschlagen. Mit dieser Massnahme wird das ursprüngliche Thema des Sockelbaus allerdings konkurrenziert. Die Ausformulierung des Daches erscheint fremd, die Qualität der Aufsicht auf die grosse Dachfläche fraglich, und die Anforderung an die Begrünung stellt eine grosse Herausforderung dar.

Mit wenigen, aber geschickten Eingriffen werden räumliche oder strukturelle Defizite behoben und neue Qualitäten implementiert. Auftakt der Anlage bildet wie bis anhin der in seinen Dimensionen bewahrte Eingangsplatz. Ein grosszügiger Windfang leitet über in ein offenes Foyer, das alle wesentlichen Nutzungen adressiert. Eine grosszügige, zweigeschossige Verglasung erlaubt eine gute Belichtung des Gebäudeinnern und damit eine einfache Orientierung. Als Dreh- und Angelpunkt verkörpert das Foyer, das mit öffentlichen Nutzungen ergänzt wird, das soziale Zentrum der Schule, was als Gewinn für das Selbstverständnis der Schule angesehen wird. Neu werden zwei ausladende Treppenanlagen jeweils seitlich der Aula geführt und verbinden so das Foyer mit der Mensa im darunter liegenden Geschoss. Ein uneingeschränkter Blick in die Landschaft begleitet die Schnittfigur. Die räumlich spannenden Eingriffe führen allerdings dazu, dass die Aula nur einen Fluchtweg über das Foyer aufweist, was brandschutztechnisch nicht funktioniert. Das Thema der vorgelagerten Terrasse wird entlang des Neubaus weitergeführt. Über zwei äussere Treppenanlagen wird diese mit dem Landschaftsraum verbunden. Als gedeckter Aussenraum zur Mensa erhält die Terrasse eine zusätzliche, willkommene Funktion.
Dank des haushälterischen Umgangs des Neubaus mit dem gewachsenen Boden können vor wie hinter dem Gebäudeensemble grosszügige, zusammenhängende Freiräume erhalten werden. Die Freiraumgestaltung findet ein stimmiges Mass zwischen Erhalten, Weiterschreiben und Hinzufügen: Die Grundstrukturen – Entrée, Terrasse und südlicher Grünraum – werden erhalten und um begrünte Dächer ergänzt. Das Entreé wird auf Basis der bestehenden Elemente und Prinzipien überzeugend aufgeräumt und aufgewertet. Die Terrasse wird vor dem Neubau erweitert. Ihre üppige Begrünung ist zu begrüssen. Allerdings wären anstelle der Einzelpflanzen in Trögen grössere Gefässe mit stärkerer räumlicher Wirkung und besseren Lebensbedingungen für die Pflanzen vorzuziehen. Eine schöne Lösung wird für den südlichen Freiraum vorgeschlagen. Die vorgesehene Bachöffnung ist wegen der Hochwasserschutzmassnahmen schwierig umsetzbar. Die Gesamtgestaltung hat aber genügend Kraft, um auch ohne den offenen Bachlauf – beispielsweise mit Retentionsmulden – zu funktionieren. Das Zusammenspiel von gebäudenahen, von der Terrasse aus zugänglichen, sickerfähigen Aufenthaltsflächen mit den gebäudeferneren, baumbestandenen Wiesen und darin eingestreuten, einfachen Aufenthaltsangeboten überzeugt aus Sicht der Einbindung ins Umfeld wie auch der Nutzung.

Hinsichtlich der Grundrissdisposition führen wohlüberlegte, strategische Eingriffe zu einer Umdeutung des Schulbetriebes. Die bestehenden zwei Schultrakte erhalten jeweils aussenliegende Fluchttreppenhäuser, so dass grosszügige, zusammenhängende Schul- und Lernlandschaften gebildet werden können. Die Geschosse werden zusätzlich über interne Treppen miteinander verbunden. Grössere Abteilungen können dadurch auf mehrere Geschosse verteilt werden. Auch der als Holzbau konzipierte Neubau wird in derselben Grundrisslogik entwickelt. Dadurch entstehen drei gleichwertige Schulgebäude, welche alle flexibel genutzt werden können. Insgesamt entsprechen die Grundrisse den Bedürfnissen der Nutzer. Spannungsvolle Raumbezüge mit grösseren und kleineren Raumeinheiten bieten gute Voraussetzungen für zeitgemässe, innovative Unterrichtsformen. Die vorgeschlagene Materialisierung unterstützt die Raumkonzeption und oszilliert geschickt zwischen Gewerbebau und Schullandschaft.

Durch das volumetrische Absetzen des neuen Traktes können konstruktiv bedingte Rahmenbedingungen ohne Einschränkungen entwickelt und optimale Raumhöhen erzielt werden. Die Treppenhäuser sind zu knapp bemessen und entsprechen den anfallenden Schülerströmen nur bedingt. Auch der Zugang zu den Turnhallen erscheint etwas eng und umständlich zu sein. Insgesamt bilden die Veränderungen in den Grundrissen und die Neukonzeption eines identitätsstiftenden Foyers den gesellschaftlichen und schulischen Wandel sinnvoll ab. Die Umdeutung der räumlichen Mitte verleiht der Schulanlage eine wohltuende Leichtigkeit.

Mit der Sanierung der Gebäudehüllen verfolgen die Verfassenden die Absicht, die Anlage in ihrer Grundhaltung weiterzudenken und gleichzeitig nachhaltig weiterzuentwickeln. Die vorgehängten Betonelemente werden demontiert, aufgefrischt und wiederverwendet. Die übrige Fassade wird durch eine Holzelementfassade ersetzt. Die Fassade des Neubaus wird ebenfalls aus Holzelementen gefertigt und anschliessend mit PV-Elementen versehen. Über die Angleichung der Fensterproportionen und die Farbigkeit der Fensterrahmen verbinden sich Alt und Neu zu einem einheitlichen, zeitgemässen Fassadenbild. Der Kontrast zu den Treppentürmen in Lehmbauweise scheint insgesamt etwas forciert.

Der Projektvorschlag setzt sich in intelligenter Weise mit dem Bestand auseinander und leitet daraus eine stringente ortsbauliche Setzung ab, die hinsichtlich des neuen Daches aber auch Schwächen aufweist. Mit wenigen, aber präzisen Eingriffen werden die bestehenden Gebäude im Zusammenspiel mit den Neubauten in eine flexible, inspirierende Lernlandschaft überführt.