Nichtoffener Realisierungswettbewerb in zwei Phasen | 09/2022
Neubau Technisches Verwaltungsgebäude Düsseldorf
© Thomas Müller Ivan Reimann Architekten
Blick vom IHZ Park auf das Technische Verwaltungsgebäude und den Haupteingang
Anerkennung
Preisgeld: 19.000 EUR
Energieplanung
GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner
Brandschutzplanung, Bauphysik, Tragwerksplanung
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Verfasser:
Bauphysik, Fassadenplanung
sonstige Fachplanung
Erläuterungstext
Das Freiraumplanerische Konzept unterstützt den städtebaulichen Entwurf und entwickelt die bestehenden Qualitäten im und am IHZ Park weiter. Der neue innovative Gebäudekomplex an der Muskauer Straße schließt die bestehende Lücke und führt die konsequente Rahmung des IHZ Parks fort.
Die fußläufige Erschließung und die bestehenden Radwege werden in der Fuge (Parkzugang Ost) in ihrer Gestaltung weitestgehend erhalten. Eine Durchwegung des IHZ Parks ist weiterhin gegeben und wird über die neue Grünbrücke über den Bahndamm in Richtung Flingern barrierefrei fortgeführt. Der Verbund der umliegenden, öffentlichen Grünflächen von WGZ-Bank Park und IHZ-Park in Richtung der, für das Stadtklima wichtigen, Kleingartenanlage an der Alberstraße wird gestärkt. Die bestehende platzartige Aufweitung wird an der süd-westlichen Gebäudeecke erweitert und schafft eine angemessene Eingangsgeste zur Sockelzone mit Sitzmöglichkeiten und Fahrradabestellmöglichkeiten. Eine Integration eines Zugangs zur U-Bahn im Gebäude ist angestrebt. Die Materialität der Platzfläche wird erweitert und bis an die Gebäudekante herangeführt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der städtebauliche Ansatz des kompakten, an den Durchgang zwischen Moskauer Straße und Park gerückten Turms, der auf einem in Höhe und Ausbildung mit der benachbarten Bebauung im Nord-Westen vermittelnden 4- bis 5-geschossigen Sockel ruht, wird vom Preisgericht nachvollzogen. Die Komposition vermag aber in ihrer architektonischen Ausformulierung des Übergangs zum Bestand und in der Verknüpfung zwischen Turm und Sockel nicht abschließend zu überzeugen. Im Sockel erscheinen die Höhenstaffelung der Volumina sowie die Geste der Vförmigen Öffnung zur Nachbarbebauung formal überzogen und sind nicht nachvollziehbar. Das Hochhaus wird mit Schrägen und vertikalen Einschnitte zu allen Seiten modelliert, was dem Gebäude in gekonnter Weise die Schwere nimmt und ihm eine Eleganz gibt. Allerdings erzeugt dies ein eher formales und schematisches Erscheinungsbild denn eine auch aus der Funktion begründete Entscheidung.
Die gute Organisation der Funktionen und angemessene Raumbildung im Inneren werden vom Preisgericht gewürdigt. Die Eingänge zur Moskauer Straße, zum Park sowie zu der grünen Fuge sind gut positioniert und leiten über zu einer großzügigen Halle. Mit einer Erschließung durch vier zentral angeordnete Kerne und den Gemeinschaftsflächen im Bereich der Fassadeneinschnitte werden übersichtliche funktionale Einheiten erzeugt, welche die notwendige Flexibilität in der Nutzung gewährleisten und die insgesamt gute Wirtschaftlichkeit des Konzepts unterstützen. Die geforderte Nutzfläche wird jedoch deutlich unterschritten und beim Brandschutz und bei den Fluchtwegen weist der Entwurf erhebliche Mängel auf. Die begrünten zweigeschossigen Wintergärten, die der vertikalen Vernetzung der verschiedenen Ebenen dienen sollen, werden im Hinblick auf die Umsetzung des Begrünungskonzeptes kritisch gesehen. Die sonstige Begrünung beschränkt sich auf eine Gebäudeseite des Sockels sowie auf die Sockeldächer und kann damit dem Anspruch an ein nachhaltiges Erscheinungsbild des Gebäudes nicht vollständig gerecht werden. Die gestalterisch prägende Integration der PV-Module in die Brüstungen und Stützen der stark vertikal gegliederten Fassade wird vom Preisgericht begrüßt.
Der Anteil an nachwachsenden Rohstoffen wird zwar durch die Holz-Beton-Hybrid Konstruktion erhöht, bietet jedoch keinen ressourcensparenden Umgang durch das gewählte Konstruktionsprinzip von flächiger Brettstapelholzdecke im Verbund mit einer Betondecke.
Insgesamt beantwortet der Entwurf die Aufgabenstellung mit einer pragmatischen räumlichen Lösung, die im Hinblick auf den Übergang zur Bestandsbebauung als auch in der architektonischen Haltung sowie in dem Anspruch an innovative Arbeitswelten nicht in Gänze überzeugen kann.
© Thomas Müller Ivan Reimann Architekten
Blick über die Dachterrasse auf den IHZ Park
© Thomas Müller Ivan Reimann Architekten
Blick in den Gemeinschaftsbereich mit Büroraumsituation
© Thomas Müller Ivan Reimann Architekten
Modellfoto