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2. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Ersatzneubau Wohnsiedlung Altwiesen-/Dübendorfstrasse in Zürich-Schwamendingen (CH)

Modellfoto

Modellfoto

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Oxid Architektur GmbH

Architektur

Timbatec Holzbauingenieure

Bauingenieurwesen

PEP Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

TLP | Thomas Lüem Partner AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein besonderer Vorschlag für ein gemeinschaftliches Zusammenleben und eine deutliche Gliederung im architektonischen Ausdruck prägen das Projekt PAPILLON. Auf den ersten Blick ist es damit ein sehr interessanter Vorschlag – eine Gliederung und Hierarchisierung lassen viele der anderen Projekte vermissen. Auf den zweiten Blick stellen sich jedoch grundlegende Fragen, und es zeigen sich zum Teil wesentliche Mängel.

Volumetrisch fügen sich die beiden Baukörper den strengen Rahmenbedingungen. Haus 7 treppt sich den Vorgaben und der Topografie entsprechend ab; Haus 1 nicht – mit der Konsequenz zu grosser Abgrabungen und Aufschüttungen. Als Referenz auf die Gebäude der ersten Etappe des Gestaltungsplans bildet PAPILLON im Knick stimmig eine eingeschossige Kita-Treppe aus. In Anbetracht der Signifikanz der Referenz – der markanten Erschliessungstürme als Scharniere – erscheint die Geste allerdings als zu zaghaft dimensioniert. Der Durchgang beim Haus 7 in Kombination mit der Lage des Gemeinschaftsraums ist schlüssig – wie auch die Eingangsgeste an der Glattwiesenstrasse. Weniger schlüssig ist die Situation der Gewerbeeinheit an der Dübendorfstrasse: Die Einheit offeriert kaum einen Vorplatz, geschweige denn dass dieser eine Verbindung zur benachbarten Erdgeschosssituation herstellt. Auch bezüglich der Ausbildung der Stirn- und Strassenfassade scheint – nicht nur hier, sondern generell – verbindend-repräsentatives Potenzial verschenkt. Die Veloräume erscheinen unglücklich positioniert, die Aussenräume bleiben etwas blass. Dass gerade dort, wo es die Bäume am meisten bedarf – beim Aussenraum der Kita – durch die Ausbildung der Tiefgarage keine wesentliche Baumbepflanzung möglich ist, ist unverständlich.

Die Offerte eines sozialräumlichen Innengefüges als eine innere Welt, die gute Nachbarschaft gedeihen lassen will, wird vom Preisgericht sehr geschätzt. Allerdings stellen sich grundlegende Fragen: Ob ein solches Angebot in der Gartenstadt nicht mehr aus dem Aussenraum heraus zu konzipieren ist, ob es dem bestehenden Kostendruck standzuhalten vermag, und ob es überhaupt funktionieren würde. Die zum Teil zweigeschossigen Gemeinschaftsräume mit ihren raumhohen Verglasungen kreieren letztlich sehr exponierte, vom Treppenhaus einsehbare Situationen. Der Verdacht liegt nahe, dass die opulenten Verglasungen eher der Belichtung des ansonsten düsteren Treppenhauses dienen, als einer geschätzten Verbindung zum Beispiel des intimeren Leseraumes mit den langen Treppenhausgängen.

Die Wohnungen überzeugen. Die Fügung des modularen Systems – um die Einheit Aussenraum / Wohnküche / Wohnraum herum – für eine unterschiedliche Nutzung mit einer unterschiedlichen Personenbelegung derselben Wohnung, zudem mit Optionen hinsichtlich Erweiterbarkeit, ist bestechend.

Im architektonischen Ausdruck offenbart das auf den ersten Blick adäquat strukturierte Hauptvolumen bei genauerem Hinschauen, dass es sich hierbei um ein vor das Hauptvolumen gestelltes, schmales Betongerüst handelt: als Sonnenschutz und als eine Art französischer Balkon – nicht begehbar. Das eigentliche Hauptvolumen ist ein Kompaktfassadengefüge mit Loggien. Anders als bei den Referenzgebäuden ist die Struktur hier somit nicht aus dem Inneren konzipiert und nutzbar, sondern eher ornamental. Zudem ist mit der starken Differenzierung des Gebäudes – allem voran der kräftigen Lochfassade der Attika, aber auch des stark zeichnenden Sockels mit seinen distanzierenden Bullaugen – kein von unten nach oben konstruiertes Strukturgefüge konzeptioniert worden. Mit der Konsequenz eines fraglichen Arealzusammenhangs. Akzentuiert werden die Knicksituationen – erwartet hätte man eher, dass die besonderen Gemeinschaftsräume ausgezeichnet worden wären.

Bezüglich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit kann das Projekt nicht überzeugen. Es konsumiert, dem besonderen gemeinschaftlichen Konzept geschuldet, viel Ausnützung. Auch das provoziert die Frage nach der Angemessenheit der opulenten inneren Welt im Kontext der Gartenstadt. Diese, wie auch die Loggien, erscheinen in einem urbaneren Kontext angemessener. Hingegen verlangt die dem Gebäude vorgestellte Struktur nach mehr Nutzen im Hinblick auf Angemessenheit. Das Projekt PAPILLON offeriert somit zwar einige interessante Ansätze, die jedoch in ihrer Fügung keine angemessene Komposition im Rahmen des Gestaltungsplans ergeben.

Wohnungsbeispiele 1:100

Wohnungsbeispiele 1:100

Querschnitt 1:50

Querschnitt 1:50

2. Rang 3 / 3