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Offener Wettbewerb | 10/2022

Entwicklung Wohngebiet „Nägelesee-Nord“ in Gundelfingen

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

KOPPERROTH - Architektur und Stadtumbau

Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf reagiert auf die Rückmeldungen des Beirats aus Bürgerinnen und Bürgern mit einem überarbeiteten Freiraumkonzept. Nicht versiegelte Flächen, sondern ein naturnah gestaltetes Netzwerk aus mehreren, vielfältig nutzbaren Freiflächen und Wegeverbindungen sollen die bestehenden Qualitäten des Areals aufgreifen und in eine resiliente, klimagerechte Gestaltung überführen. Die bestehenden Baumgruppen an der Alten Bundesstraße, der Unteren Waldstraße und am Bahndamm werden erhalten und durch ortstypische, klimaresiliente Gehölze ergänzt, darunter auch Obstbäume und Beerensträucher, die in der Quartiersmitte einen „Fruit Forest“ bilden, der zum Naschen einlädt. Die vorhandenen Spiel- und Sportflächen bleiben bestehen und werden erweitert als wiedererkennbares Angebot, welches das neue Quartier mit den bestehenden Nachbarschaften in Gundelfingen verbindet. Als neue Setzung wird in sanften Radien an der nördlichen Grundstücksgrenze im Übergang zum landwirtschaftlich genutzten Raum ein breites Gewässerbett mit naturnaher Ufergestaltung als Vorflutgraben angebunden. Die ökologische Qualifizierung der Freiflächen schafft in diesem Konzept nicht nur einen schönen Übergang in den Landschaftraum, sondern bietet großzügige Freiflächen innerhalb des Quartiers. Der Anteil der öffentlich zugänglichen Freiflächen liegt bei 46% der Gesamtfläche des Planungsgebiets. Der Anteil der Baufelder ist mit 49% nur wenig größer, wobei die Bruttogrundfläche nur sehr knapp unter dem Durchschnitt der eingereichten Arbeiten liegt. Der Entwurf bildet vier individuelle Nachbarschaften aus, die in diesem grünen Quartier eingebettet sind. Bestehend aus unterschiedlichen Wohngebäuden rahmen sie die gemeinschaftlich genutzte grüne Mitte. Den Auftakt ins Quartier bildet das Quartierzentrum mit Kita im Nordwesten, das an den bestehen Kreisverkehr angebunden ist. Als eigenständige und sichtbare Setzung adressiert sich dieses Gebäude zur Alten Bundesstraße und bildet zugleich den Auftakt für den ihn zugehörigen Wohnhof.

In den vier Nachbarschaften werden unterschiedliche Wohnungstypologien angeboten: für Baugruppen, für Wohneigentum, für Mietwohnungsbau und auch für Sondernutzungen in den Erdgeschossen. Sonderwohnformen werden im Osten entlang des Bahndamms angeboten. Der Nachweis für diese Typologien erfolgt in den Grundrissen, die den hochverdichteten Hofhaustyp, die Mehrgenerationenhäuser an der alten Bundesstraße, die Baugruppen am Bahndamm und das markante Punkthaus als sichtbares Mehrgenerationenhaus in der Quartiersmitte herausarbeiten. In der Konzeption der kompakten Grundrisse wird deutlich, was in diesem Entwurf unter Suffizienz verstanden wird: Es geht um eine einen kleinen Fußabdruck der Bruttogrundflächen wie auch der einzelnen Wohnungen. Die Ressource Boden wird ernst genommen. Dass dies nicht zulasten der Wohnqualität geht, kann man in den Grundrissen und ihren privaten Freiflächen durchaus nachvollziehen. Jede Wohnung hat ihren eigenen Freiraum, der nicht durch seine Größe die Privatheit der Bewohnerinnen und Bewohner sichert, sondern durch die kluge Position in der Gesamtstruktur. Diese typologischen Setzungen sind zugleich auch eine Herausforderung, da insbesondere die dichten Hofstrukturen keinen gängigen Standard bedienen. Deutlich wird aber, dass die Hoferschließungen für die vier Nachbarschaften um gemeinschaftlich genutzte Spiel- und Aufenthaltsbereiche eine lebendige Adresse ausbilden, die robust genug ist, um in der weiteren Planung noch unterschiedliche, bedarfsgerechte Varianten in den Typologien zu ermöglichen. Kritisch hinterfragt wird der Schallschutz für die dichte Hofhausbebauung im Nord-Osten. Hier könnte sich die Anpassungsfähigkeit des städtebaulichen Konzepts beweisen, indem durch die Setzung einer Zeilenbebauung ein Lärmschatten für die südlichen Gebäude ausgebildet wird. Das Abrücken vom Bahndamm wird im Blick auf die Nord-Süd Wegeverbindung entlang des Bahndamms als positiv gesehen. Im Blick auf den Lärmschutz kann die vorgelegte Lösung noch nicht überzeugen. Der zweite Kritikpunkt aus Preisgericht betraf in der ersten Phase die Unterbauung und den Versiegelungsgrad durch großflächige Tiefgaragen. Das neu vorgelegte Konzept konzentriert sich auf eine Quartiergarage (mit Ladestation, Fahrradstellplätzen- und Werkstatt und Paketstation im EG) sowie das Angebot von Tiefgaragen unter den größeren Wohngebäuden. Die Zufahrten zu den Tiefgaragen sind gebäudeintegriert. Die Wege zu den Wohnungen sind kurzgehalten, die Verkehrsbelastung wird auf vier Ein- und Ausfahrten konzentriert, eine Realisierung in Bauabschnitten ist möglich. Das Quartier ist als fußgänger- und fahrradfreundliches Quartier geplant, das den Autoverkehr weitgehend aus seiner Mitte heraushält. Lediglich Anlieferverkehr ist möglich.

Die städtebauliche Leitidee, vier Wohnhöfe in einem ökologisch aufgewerteten Landschaftsraum zu gruppieren, verspricht eine schöne Lösung für das Quartier und seine Nachbarschaften im Übergang zum Landschaftsraum. Insbesondere der Erhalt der identitätsstiftenden Angebote auf dem Areal, wie die Eichen im Nordwesten oder das Spielfeld im Südosten können das Ankommen im Quartier Nägelesee-Nord erleichtern. Die Robustheit des Konzepts mit unterschiedlichen Typologien bleibt in der weiteren Planung zu beweisen.
Perspektive eines Innenhofs

Perspektive eines Innenhofs

Perspektive des zentralen Grünbereichs

Perspektive des zentralen Grünbereichs

Perspektive der Reihenhäuser mit Blick in die Landschaft

Perspektive der Reihenhäuser mit Blick in die Landschaft

Baugruppe am Bahndamm

Baugruppe am Bahndamm

Mehrparteienhaus an der alten Bundesstraße

Mehrparteienhaus an der alten Bundesstraße

Mehrgenerationenhaus

Mehrgenerationenhaus

Hofhäuser

Hofhäuser