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Offener Wettbewerb | 05/2022

MoVe PM – Städtebauliche Entwicklung Verwaltungsstandort Beelitz-Heilstätten

Modell

Modell

4. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

Rohdecan Architekten GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Schieferdecker Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Raumbildung im Kurparkensemble
Der geschlossene Gebäudering wird durch seine amorphe Gestalt frei in die bestehenden Wald- und Parkflächen hineinkomponiert, ohne sich auf konkrete Fluchten und Kanten umgebender Gebäude zu beziehen. Dabei bricht der Wechsel aus konkaven und konvexen Schwüngen die Größe des Bauvolumens in kleinere, sich zwischen die hohen Stämme der Kiefernbäume fügende, Sequenzen. Dem geschlossenen Ring der oberen drei Büroetagen steht das als Campus aus drei großen Pavillons entwickelte Parterre mit seinen öffentlichen Funktionen gegenüber. Zwischen den drei Gebäuden: dem Bürgerzentrum, dem Konferenzpavillon und dem Casino betritt der Besucher das Innere des Rings. Der hier entstandene Binnenraum fungiert als großes Entree im Freien und stellt bewusst und mit einer ganz eigenen grüngestalterischen Identität einen räumlichen Kontrast zur umliegenden offenen Kurparklandschaft dar. Gleichwohl ist er über die großen Wandelgänge unter dem schwebenden Ring intensiv mit dieser verwoben.
Annäherung, Eintritt, Andienung
Die Annäherung an das neue Verwaltungszentrum erfolgt dezentral von allen Seiten:
vom Vorplatz mit Haltestelle im Westen, vom Parkhaus im Osten und über den historischen Kurpark im Norden. Alles sammelt sich im zentralen Eingangshof an dem die Zugänge in die erdgeschossigen Pavillons liegen. Darüber hinaus dient der Außenbereich als Aufenthaltsfläche für die Cafeteria und den Konferenzbereich. Das funktionale Programm verschmilzt so über die räumliche Sequenz aus Einschwüngen des Baukörpers, den Wandelgängen unter dem schwebenden Gebäudering und dem Freiluft-Vestibül mit der Umgebung. Die Kurparkatmosphäre wird fester Bestandteil auf dem Weg ins Gebäude. Vielfältige, stets wechselnde Sichtbezüge in die Umgebung tun sich dabei auf. Der Paracelsusring sollte perspektivisch geschlossen werden. Falls dies nicht gelingt, können Parkhaus und Wirtschaftshof auch über eine Parallele auf dem Grundstück angedient werden. Das Parken wird in einem separaten Gebäude als 5-geschossige Parkspirale organisiert. Der Rundling wird in Konstruktion und Fußabdruck die effizienteste und ressourcenschonendste Lösung darstellen. Zukünftig sollte neben Rückbau und Bauplatzgewinnung für einen möglichen Erweiterungsstandort auch alternativ die Nutzung für das Krankenhaus, als Quartiersgarage oder für den Tourismus geprüft werden. Mit ihrer speziellen Identität und einer möglichen Nutzung des Daches könnte sich die Parkspirale auch zu einer weiteren profanen Attraktion in den Beelitzer Heilstätten entwickeln. .
Natur- und Denkmalschutz
Die Baumassenverteilung konzentriert sich weitestgehend auf Bereiche ohne oder mit niedrigem Bewuchs und außerhalb der Habitate. Die großen Baumbestände sollen nach Errichtung als ins Ensemble hineingewachsen erscheinen. So steht die geschützte Blutbuchengruppe künftig als Baum des Hauses im Zentrum des Entree- Hofes. Das historische Wegekonzept hat sich mit seinen Schwüngen und Schleifen auf die formale Konzeption des Hauses übertragen, das also nicht wie die historischen Gebäude den Bewegungen statisch gegenüber steht, sondern vielmehr Teil dieser Dynamik wird. So bildet der Neubau einen klaren formalen Kontrast zu den historischen Gebäudeensembles. Dennoch nimmt er im Fußabdruck Bezug zur Zentralaxialität des Ensembles und bildet mit seinem nördlichen Schwung ein räumliches Pendant zur bestehenden Flügelanlage. Hier bindet auch eine Neuauflage des großen Wandelkreises in die Form des Neubaus ein. Die Wegeanlagen im Norden und Westen greifen historische Spuren wieder auf und betten sich behutsam in die geschützte Grünstruktur. Im Süden am Übergang zur Ringstraße wird die Wegegestaltung weiter transformiert und erzeugt einen Sog in das Zentrum des neuen Verwaltungsbaus. Dabei sollen weitestgehend Kiesdecken verwendet und wasserundurchlässige Bodenbeläge auf ein Minimum reduziert werden. Der Eingangshof wird mit fünf grünen Inseln choreographiert. Die Gehölzbestände im nördlichen Kurpark und dem westlichen Vorplatz sollen saniert und von störendem Aufwuchs befreit werden um die räumliche Qualität zur reanimieren und dabei den großen Bestandbäumen sowie dem Lebensraum Unterholz bessere Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein dreigeschossiger, amorpher Büro-Ring legt sich über drei runde Erdgeschossvolumen und reagiert überzeugend mit konkaven Schwüngen auf die Umgebung: nach Südwesten zu einem angenehm unspektakulären Vorplatz und der Zuwegung durch den Baumfilter, nach Norden locker angelegt an den Parkrundweg und nach Südosten in Richtung des Wirtschaftshofes und des freistehenden runden Parkhausvolumens. Die große Ausdehnung - und damit die leider große Hüllfläche - ist aus der Fußgängerperspektive nie ganz zu erfassen und wirkt harmonisch eingebettet. Die öffentlichen Anlaufpunkte liegen verteilt in den westlichen beiden Rundbauten und bilden so 2 Adressen aus – ob dies einer besseren Orientierung dient, wird diskutiert. Zwischen diesen beiden Bauten gibt es einen großzügigen, öffentlichen Durchgang zum Park, die Einbindung in diesen ist somit gut gelöst. Der entstehende Innenhof ist in seiner Dimension sowohl auf Fußgängerebene als auch für die darauf ausgerichteten Büroräume qualitätsvoll, zumal er ohne Unterbauung gut begrünt werden kann.

Die Bürotiefen von in weiten Teilen ca. 12 m sind für flexible Büroformen und zur Schaffung von abwechslungsreichen, Orientierung schaffenden Situationen sehr gering. Bei einer (ggf. partiellen) Verbreiterung muss aber die Großzügigkeit des Hofes gewahrt bleiben und die Qualität der überbauten Flächen und der Untersichten beachtet werden. Kritisiert werden auch die langen Wege im Gebäude. Die Abstandsflächen zum privaten Nachbarn im Westen sind zu gering. Ob das Gebäude ggf. noch einmal gedreht werden oder symmetrisch zum nördlichen Bestandsbau bleiben könnte, wird kontrovers diskutiert. Die Zufahrt zum Parkhaus über Flurstück Nr. 334 ist nach derzeitigem Stand nicht möglich, eine Verschiebung nach Norden aber denkbar.
Lageplan

Lageplan

Schwarzplan

Schwarzplan