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Einladungswettbewerb | 07/2023

Umbau und Erweiterung Weissmieshütten in Saas Grund (CH)

2. Rundgang

Arnold Zurniwen Architekten AG

Architektur

Weder AG

Bauingenieurwesen

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektidee setzt bewusst auf das Prinzip des konsequenten Weiterbauens: Die bestehende Hütte wird einerseits nach Nordwesten erweitert, andererseits wird eine Erweiterung mittels eines nordostseitigen Dachaufbaus vorgeschlagen. Die einzelnen Bauetappen bleiben sichtbar und prägen das kompakte Volumen in seiner äusseren Erscheinung.
Nicht ganz nachvollziehbar ist die unterschiedliche Art der Ergänzungen, einmal in Natursteinmauerwerk (Dachaufbau) und einmal in gestocktem Ortbeton (Ergänzungsbau).
Die Fensteranordnung der neuen Lochfenster folgt der innenliegenden Raumdisposition, wirkt aber von aussen etwas beliebig. Der nordwestliche Dachaufbau für die neue Treppe ist nachvollziehbar, ist aber in der Dachlandschaft und in der Nordostfassade fremd.

Der minimale Eingriff in die Umgebung wird begrüsst. Die neue Terrasse auf der Südostseite ist zwar weilerabgewandt und kann kaum vergrössert werden, sie ist aber so denkbar. Mit der neuen Terrasse müsste zwingend für die Anlieferung eine direkte Zufahrt zum Untergeschoss erstellt werden.

Durch den Anbau wird der Grundriss in allen Geschossen vergrössert. Im Erdgeschoss wird der Essraum erweitert und es entstehen gut proportionierte, kleinteilige Gaststuben. Die Anordnung ist grosszügig und vielversprechend. Die Ankunft über den grosszügigen Windfang funktioniert, die Anmeldung übers Treppenhaus hingegen müsste in die Gaststube verlegt werden (Brandschutz). Die Küche liegt zentral, sie ist jedoch nicht natürlich belichtet, was negativ gewertet wird. Der zweite Ausgang direkt auf die Terrasse ist funktional und richtig.
Im 1. Untergeschoss ist der Zugang für die Anlieferung relativ eng gestaltet. Der Schuhraum ist gut zugänglich und grosszügig. Dessen Verbindung durch einen dunklen Korridor zum Treppenhaus ist jedoch nicht optimal. Die Zimmeraufteilung in Unter- und Obergeschoss wurde kontrovers diskutiert – als Bergführerzimmer wären die Zimmer im Untergeschoss aber möglich. Gästezimmer über dem Hüttenwartbereich sind schallmässig heikel. Im 2. Untergeschoss funktioniert der Hüttenwartbereich gut. Schwieriger ist der Umbau des bestehenden Untergeschosses bergseitig, da hier im Bestand viel Feuchtigkeit vorhanden ist. Dieses Problem müsste von aussen gelöst werden, was mit unverhältnismässigem Aufwand verbunden wäre. Neue Nasszellen einzubauen, ohne das Problem zu lösen, wäre unvernünftig.
Das Obergeschoss ist gut organisiert: die Waschräume sind zentral und kompakt, die Schlafräume in verschiedenen Grössen und mit Längsanordnung der Betten sind gut aufgeteilt und funktionieren gut. Kritisch betrachtet wird der zentrale, horizontale Gang, der nicht natürlich belichtet ist. Die Massenlager im Dachgeschoss sind so möglich.

Die Konstruktion wie vorgeschlagen ist denkbar – der gestockte Beton ein sinnvolles Material, um die bestehenden Natursteinmauern zeitgemäss zu ergänzen. Ob diese Konstruktion den Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht werden kann, wird kritisch diskutiert.
Die alte Hütte wird mit einer neuen Treppe versehen. Dies bringt funktionale Vorteile, ist jedoch seitens Denkmalpflege ein zu grosser Eingriff in die historische Bausubstanz.

Kostenmässig liegt das Projekt im Durchschnitt, jedoch über dem geforderten Kostenrahmen. Die Brandschutzmassnahmen können einfach umgesetzt werden. Insgesamt ein spannender, gut durchdachter und gut funktionierender Projektvorschlag. Im Innern generiert der tiefe, quadratische Grundriss einige unbelichtete Räume. In der Situation geht durch das Ergänzen des Volumens zu einem grossen Quader die abgestufte Fassade im Nordwesten des Bestandes verloren und es entstehen relativ lange homogene Fassadenabwicklungen. Das Aufdoppeln des Volumens nach Nordwesten verbaut aber auch die Durchsicht durch den Weiler von Nordost nach Südwest – die erweiterte Hütte kommt der alten Hütte sehr nahe. Der zentrale Weilerraum, der die beiden Gebäude verbindet wird visuell geschlossen, was in der Situation negativ bewertet wird.