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Offener Wettbewerb | 02/2023

Erweiterungsbau Gymnasium Neufeld in Bern (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 65.000 CHF

Büro B Architekten und Planer AG

Architektur

Overhage Roggo Architekten

Architektur

Makiol Wiederkehr AG

Tragwerksplanung

w+s Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

eicher+pauli

Bauphysik, TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden verstehen die Schulanlage Neufeld als Teil eines grösseren städtebaulichen Ensembles entlang der Bremgartenstrasse, das mit der Schulanlage Neufeld, dem Tierspital und dem Lindenhofspital sowie den zugehörigen Freiräumen einen streng orthogonal organisierten Campus bildet, den sie in seiner übergeordneten Logik mit einem zusätzlichen Baustein plausibel und mit Respekt für den denkmalgeschützten Bestand weiterentwickeln.
Die 1965 erstellte Plattform – über der das Hauptgebäude durch das allseitig eingezogene Erdgeschoss zu schweben scheint – wird nach Norden verlängert, und der parallel zum Hauptgebäude auf die Plattform aufgesetzte fünfgeschossige Neubau Nord definiert den nordöstlichen Abschluss der Anlage, exakt auf der Gebäudeflucht des nun abzubrechenden schmalen und niedrigen Erweiterungsbaus von 1974. Das Hauptgebäude – zwar zusätzlich mit einem Attikageschoss bekrönt, aber bezüglich der Vollgeschosse nicht höher als der Neubau – rückt dabei etwas in den Hintergrund. Mit dem Neubau erhält die Schulanlage Neufeld an der Bremgartenstrasse eine attraktive, zusätzliche Adresse. Ein direkter Zugang erschliesst die neuen Sporthallen, und im Innern des Neubaus verbindet eine grosszügige, auditoriumsartige Sitzstufenanlage den unteren Eingangsbereich räumlich mit der Eingangshalle auf der oberen Hauptebene, schafft damit also eine schöne innere Durchwegung.
Als Bestandteil der äusseren Durchwegung wird die Zufahrtsrampe von der Bremgartenstrasse zur Plattform weiterverwendet. Auch die rampenbegleitende Baumreihe bleibt bestehen. Entsprechend der Bedeutung des neuen attraktiven Zugangs zur Schulanlage ist der überwiegende Teil der Fahrradabstellplätze im Norden an der Bremgartenstrasse angeordnet. Dies entspricht nicht dem Bedarf, da die meisten Schülerinnen und Schüler von Süden ankommen. Erschwerend kommt hinzu, dass für den Langsamverkehr keine Nordsüd-Verbindung angeboten wird. Insgesamt ist das Aussenraumangebot eher verknappt worden, wozu die Redimensionierung des Pausenplatzes Nord aufgrund des Neubaus beiträgt. Auch die Qualität der verbliebenen Aussenräume ist bescheiden. Der Pausenplatz Nord ist mit Oblichter für die darunterliegenden Sporthallen verstellt, die sich zum Teil auch zwischen den aufgesetzten Pflanztrögen von überdies zu geringer Aufbauhöhe befinden. Zwar wird der Bepflanzung mit schirmförmigen Gehölzen ein ausreichendes Beschatten attestiert, und die vorgeschlagene Chaussierung könnte zur Verdunstung und Kühlung dieser grossen Fläche beitragen, doch scheinen die konstruktiven Probleme bei den vielen Durchdringungen und der Abdichtung der Turnhallendecke erheblich. Ein grosser Teil der Anlage ist unterbaut, ohne dass aufwertende, der Biodiversität zuträgliche Kompensationsmassnahmen formuliert wären.
Der Neubau übernimmt vom Hauptgebäude das allseitig eingezogene Eingangsgeschoss mit dem gedeckten Umgang, der die vier Obergeschosse vom öffentlichen Eingangsgeschoss über der Plattform abhebt, wobei der Umgang beim Neubau schmaler ausfällt als beim grosszügigeren Bestand. Auch bei der Geschossigkeit und damit der von unten wahrnehmbaren Gebäudehöhe sowie bei der Farbigkeit und Gliederung der Fassaden hält sich der Neubau so eng an den denkmalgeschützten Bestand, dass die Häuser fast wie Zwillinge erscheinen.
Zwischen den beiden Gebäuden erstreckt sich der neu gestaltete, gegenüber heute allerdings deutlich redimensionierte Pausenplatz Nord, auf den sich die Haupteingänge und Eingangshallen des bestehenden und des neuen Schulgebäudes öffnen. In diesem öffentlichen Geschoss sind Räume für das Sekretariat und die Schulleitung sowie Gemeinschaftsbereiche angeordnet. Unter dem Pausenplatz liegt die Turnhalle, gut angebunden an eine leistungsfähige Erschliessung, die Alt und Neu geschickt verknüpft.
Zu erwähnen ist die sorgfältige Detaillierung und Grundrissentwicklung mit gut proportionierten, gut belichteten Räumen und einer sehr schönen Erschliessungsfigur im Innern, wo trotz der geringen Gesamtabmessungen mittels gut platzierter zweigeschossiger Räume für den gemeinschaftlichen Aufenthalt ein Gefühl von Weite und Grosszügigkeit entstehen kann. Diese qualitätvolle Erschliessung – die im denkmalgeschützten Hauptgebäude fast in Überfülle vorhanden ist – hat ihren Preis in einem gegenüber der Erwartung etwas ungünstigeren Verhältnis von Hauptnutzfläche zu Geschossfläche, macht aber wohl gerade den Unterschied von einem ordentlichen zu einem guten Raumangebot aus und bringt einen Mehrwert für die Personen, die das Schulhaus nutzen werden.
Das Tragwerk besteht aus einem Skelettbau und der daneben liegenden, im Boden versenkten Turnhalle. Der Skelettbau besitzt vier hölzerne Obergeschosse, von Betonkernen ausgesteift, auf massiven Untergeschossen. Das Skelett weist entlang der Fassaden grosse Stützenabstände von 8,20 m auf, im Innern verläuft ein Kranz von Stützen mit halbem Abstand. Entsprechend führen 1 m hohe Brüstungsträger den Fassaden entlang, während entlang der inneren Korridore 460 mm hohe Träger ausreichen. Etwas inkonsequent erscheinen die Unterzüge der Eckräume, die gegenüber den übrigen eine doppelte Spannweite aufweisen. Die vertikale Lastabtragung erfolgt über alle Geschosse direkt in die Fundamente. Fragwürdig erscheinen die Massivholzplatten, die 8,20 m überspannen. Sie führen zu einem grossen Materialverbrauch und erscheinen noch zu schlank. Hier wären Optimierungen möglich, die allerdings die Gebäudehöhe anwachsen lassen könnten. Auch wären die Auswechslungen, die die grossen Deckenöffnungen ermöglichen, noch zu überprüfen. Die Durchdringungen der inneren Längsträger mit Leitungen erscheinen kritisch, hier müsste die Höhenlage dieser Balken eventuell angepasst werden.
Das Projekt ist so angelegt, dass in den Untergeschossen bestehende Bauteile erhalten werden können, ebenso der Randabschluss des Sockels. Die Jury anerkennt diesen Ansatz – inwiefern er machbar ist, könnten erst weitergehende Untersuchungen zeigen. Die Turnhalle ist so angelegt, dass die Fundamentvorsprünge des Hauptbaus nicht beschnitten werden.
Das Projekt «Alexander» überzeugt mit der respektvollen und umsichtigen Einpassung des Neubauvolumens in die Gesamtanlage und mit den innenräumlichen Qualitäten des Neubaus, sowie mit der überaus sorgfältigen Durcharbeitung, die in den Grundrissen, Schnitten und Fassaden wie auch in den Texten und den konzeptionellen Schemas sichtbar wird. Das vorgeschlagene Freiraumkonzept vermag damit noch nicht mitzuhalten.