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Award / Auszeichnung | 09/2023

ArchitekturPreis Berlin 2023

Hotel Wilmina

DE-10627 Berlin, Kantstraße 79

Preisträger

Preisgeld: 5.000 EUR

GRÜNTUCH ERNST ARCHITEKTEN

Architektur

Wilmina GmbH

Bauherren

atelier le balto

Landschaftsarchitektur

Büro Christian Meyer Garten- und Bepflanzungsplanung

Landschaftsarchitektur

GTB – Berlin Gesellschaft für Technik am Bau mbH

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Weltzer

TGA-Fachplanung

Patricia Parinejad

Fotografie

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    3.530m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 04/2022

Projektbeschreibung

Das Hotel Wilmina mit dem Restaurant Lovis im ehemaligen Frauengefängnis Charlottenburg ist Teil eines denkmalgeschützten Ensembles aus dem 19. Jahrhundert. Hinter ineinanderfließenden Höfen und üppigen Gärten verborgen, wurde das Gebäude im sensiblen Dialog mit den vorhandenen Räumen und Spuren früherer Nutzung behutsam in einen kontemplativen Rückzugsort mitten in Berlin transformiert.

Um die Balance zwischen historischer Konservierung und wandlungsfähiger Wiederbelebung zu halten, erforderte es eine Auseinandersetzung mit der materiellen und kulturellen Substanz. Durch sensible Interventionen mit gezielten Öffnungen, Aufbauten, Überlagerungen, Verschiebungen und Durchdringungen wurden die bestehenden Strukturen erweitert und neu programmiert.

Den vier Bestandsebenen wurde ein neues Penthouse-Geschoss hinzugefügt und im Zellentrakt jeweils mehrere der ehemaligen Gefängniszellen verbunden zu komfortablen Hotelzimmern. Um mehr Tageslicht in die Zimmer hereinzulassen und einen Ausblick in den Hof zu gewähren, wurden die Maueröffnungen der kleinen, hoch liegenden Zellenfenster erweitert und zugleich die schweren Natursteinbänke nach unten versetzt. Die prägenden Gitter im oberen Fensterteil blieben erhalten.

Der ehemalige Schleusenhof wurde überdacht und als Restaurant gestaltet. Die vorgefundene urbane Wildnis im zentralen Hof wurde durch einen angelegten Staudengarten auf den jahrzehntelang versiegelten Flächen bis an die Umfassungsmauer erweitert. Erschlossen wird das Restaurant durch einen neuen Erweiterungsbau, der das ehemalige Gericht und Gefängnis verbindet. Dessen neue, raumbildende Mauer fügt sich ganz unbemerkt in den inzwischen üppig bewachsenen, großen Gartenhof ein. Sie besteht aus alten Ziegelsteinen, die aus den Wandöffnungen der Zellentrennwände stammen. Das Konzept zielt auf nachhaltigen Materialgebrauch und folgt der übergeordneten Strategie, im gesamten Gebäude authentische Spuren der Vergangenheit zu erhalten, um Räume für die gelebte Gegenwart zu schaffen, ohne dabei jedoch die Geschichte zu vergessen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Zuerkennung des Preises weißt die Jury auf die gelungene zeitgenössische Vision eines Eingriffs in ein Kulturerbe hin. Das Projekt zeigt einen sehr sensiblen Umgang mit einem ganz besonderen Ort, einem den Blicken der Öffentlichkeit vormals verborgenen und seit Jahren verlassenen Frauengefängnis.

Mit überzeugender Bestimmtheit hält das Projekt das Gleichgewicht zwischen historischer Erhaltung, anpassungsfähiger Umgestaltung und Wiederverwendung. Die Veränderung und Reaktivierung der bestehenden Struktur erfolgte unter Beachtung und Einbeziehung der vorhandenen Substanz (Materialien, Raumbereiche) im Hinblick auf die zukünftige Atmosphäre. Beeindruckend ist, dass bei diesen Veränderungen fast alle Materialien, die entfernt wurden, an anderer Stelle im Gebäude wiederverwendet wurden. Diese Veränderungen wurden auf allen Ebenen vorgenommen, von sehr kleinen Eingriffen bis hin zu großen Ersetzungen, die als solche schwer zu erkennen sind. Um sie zu verstehen war es wichtig sich mit der Geschichte des Gebäudes vertraut zu machen.

Den Willen Altes zu bewahren oder ihm eine neue Verwendung zu geben, ist in allen Gebäuden des Ensembles zu spüren, besonders aber in den neu gestalteten Außenbereichen. Diese überzeugen durch ihre atmosphärische Dichte, die vor allem in dem neuen, sehr schönen Garten zu erleben ist.

Dieses Projekt ist ein überzeugendes Beispiel für eine nachhaltige Entwicklung innerhalb des bestehenden städtebaulichen Umfelds, um dem Alten nicht nur eine Zukunft zu geben, sondern seine bestehende Qualität sogar noch deutlich zu steigern. Es ist ein überzeugendes Beispiel für die Überführung der Vergangenheit in die Zukunft.
Hotel Wilmina, Zimmer

Hotel Wilmina, Zimmer

Hotel Wilmina, Atrium

Hotel Wilmina, Atrium

Hotel Wilmina, Penthouse-Fassade

Hotel Wilmina, Penthouse-Fassade

Hotel Wilmina, Gartenhof mit Blick ins Restaurant Lovis

Hotel Wilmina, Gartenhof mit Blick ins Restaurant Lovis

Hotel Wilmina, Restaurant Lovis

Hotel Wilmina, Restaurant Lovis

Hotel Wilmina, Atrium

Hotel Wilmina, Atrium

Hotel Wilmina, Gartenlobby

Hotel Wilmina, Gartenlobby

Zeichnungen

Zeichnungen