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Award / Auszeichnung | 10/2023

Arc Award 2023

Josef-Albers-Galerie

DE-46236 Bottrop, Anni-Albers-Platz 1

Sieger Kategorie Freizeit & Lifestyle

Gigon / Guyer Architekten

Architektur

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2017
    Fertigstellung: 09/2022

Projektbeschreibung

Das im historischen Stadtgarten von Bottrop gelegene «Josef Albers Museum Quadrat» wurde um einen zweigeschossigen Neubau erweitert, um dort künftig neben der Sammlung auch Wechselausstellungen zeigen zu können und Raum für die Museumspädagogik, das Kunstdepot und die Werkstatt zu schaffen.
Das Gebäudeensemble, bestehend aus der 1913 errichteten Amtsrichtervilla und den Museumsbauten von Bernhard Küppers aus den1970er und 80er Jahren, erfährt mit dem Neubau eine Ausdehnung nach Nordosten. Die Form, Materialisierung und Farbgebung der Erweiterung sind so gewählt, dass die Architekturen der unterschiedlichen Zeitabschnitte ablesbar bleiben und gleichwohl ein neues harmonisches Ganzes entsteht. Der neue Baukörper hat einen rechteckigen Grundriss, wie die historische Villa, und rückt leicht nach Südosten vor, um den Baumbestand zu schonen und auch den nordöstlichen Ausblick aus den bestehenden Räumlichkeiten frei zu lassen. Der Teich – nach der letzten Bauetappe in den 80er Jahren angelegt – wurde um einige Meter zur Ankunftsstrasse hin verschoben und gewinnt dadurch mehr Präsenz.
Im Unterschied zu Küppers Pavillons aus Stahl und Glas ist der aktuelle Neubau ein kompaktes Volumen mit wenigen, spezifisch gesetzten Öffnungen. Eine Fassadenhülle aus pulverbeschichteten Metallpaneelen umschliesst den Baukörper und formt eine Krempe um die Oberlichtkonstruktion, ein Sheddach. An der Nordostseite neigt sich die Verkleidung nach aussen und bildet einen Lichttrichter, damit hier gleich viel Licht auftrifft wie bei den übrigen Oberlichtern. Auch die Nordwestfassade faltet sich auf und schafft für die Anlieferung einen geschützten Aussenbereich.
Auf der Ebene des Stadtgartens liegen die Werkstatt, das Kunstdepot, ein Büro, die kleine Bibliothek und die beiden Museumspädagogikräume. Letztere orientieren sich zum Teich. Sie sind sowohl über das Ausstellungsgeschoss als auch über den Stadtgarten zugänglich.
Der grosszügige Haupteingang zur Museumsanlage konnte bestehen bleiben. Eine neue Verbindungsbrücke führt zum Erweiterungsbau. Die Trapezform der Brücke mitsamt den versetzten Holzpaneelen der inneren Verkleidung nehmen Rücksicht auf die raumhohen Durchgangsöffnungen im Bestandsgebäude und die niedrigeren im Neubau - mit dem Resultat, dass die Passage auf dem Hinweg optisch verlängert erscheint und auf dem Rückweg verkürzt.
Im Neubau führt der Rundgang teils mäandrierend, teils geradlinig durch die acht unterschiedlich dimensionierten Ausstellungsräume. Vier grosse Fenster auf je einer Seite eröffnen den Besuchenden Ausblicke in den Stadtgarten und erlauben umgekehrt auch Einblicke in das Museum. Für die gleichmässige Beleuchtung der Kunstwerke mit Tageslicht sorgen aber vor allem die Oberlichter des Sheddachs. Die Justierung des Tageslichts zur Einhaltung der geforderten Lux-Zahlen geschieht wetterunabhängig mit innenseitigen textilen Storen.
Die Proportionen der Räume, die Tür- und Fensteröffnungen sowie die Materialien sind so gewählt, dass sie der Wahrnehmung der Kunstwerke dienen. Die gleiche Grundregel bestimmt auch die ruhige Erscheinung des Gebäudes im Stadtgarten, die den Skultpuren im Freien den Vorrang lässt. Die Kunst hat Vorrang - ihr wird im Inneren aber auch im Park «Raum gegeben».

Der Erweiterungsbau erfüllt sowohl hinsichtlich der niedrigen Bau- und Betriebskosten als auch der Nachhaltigkeit ehrgeizige Ziele, die aber für die meisten Massnahmen deckungsgleich waren: Minimaler Eingriff im Baubestand, kein Untergeschoss, sehr kompaktes Volumen, moderater Öffnungsanteil, Ausrichtung der Shedoberlichter gegen Nordosten, sehr gute Dämmung der Aussenhülle, genügend Speichermasse für ein ausgeglichenes Raumklima, Fussbodenheizung mit Fernwärme, einfache Installationszonen, Sonnenschutz, solide, tragfähige Baukonstruktion, um auch schwere Kunstwerke stellen und hängen zu können, und langlebige, robuste Baumaterialien, die auch Reparaturen erlauben. Zu erwähnen ist die Vielfalt an unterschiedlichen Raumgrössen und -proportionen, die sich für wechselnde Ausstellungen und Kunstobjekte eignen. Die Entscheidung für eine „feste“ Grundrisseinteilung dient im Museumsbetrieb zur Vermeidung aufwändiger, temporärer (räumlicher) Ausstellungseinbauten und -rückbauten und ermöglicht damit eine Minderung des Abfallaufkommens. Eine weitere Verbesserung der Ökobilanz ist erzielbar, wenn die städtische Fernwärme auf nicht-fossile Energieträger wechselt, und wenn Photovoltaikpaneele auf den geschlossenen, südwestorientierten Shedrücken installiert werden – das schlanke Budget sah diese noch nicht vor.

Beurteilung durch das Preisgericht

Laudatio Roger Boltshauser
Das im historischen Stadtgarten von Bottrop gelegene Josef Albers Museum Quadrat wurde von Gigon /Guyer und pbr erweitert. Das Ensemble, bestehend aus einer 1913 errichteten Amtsrichtervilla und Museumsbauten von Bernhard Küppers aus den 1970er und 1980er-Jahren, erhielt mit dem Neubau eine spannungsvolle, zeitgemässe Erweiterung. Dabei wurde mit dem neuen kompakten Baukörper maximal auf die Parklandschaft mit ihren grossen Bäumen und der Teichanlage Rücksicht genommen.
Äusserlich wirkt das Museum wie ein erratischer Block. Es nimmt sich im Park zurück und lässt nur wenige Einblicke zu. Im Gegensatz zu den gläsernen Volumen von Bernhard Küppers ist der Baukörper wohltuend zurückhaltend, verbindet sich aber durch seine Materialität und Farbigkeit spannungsvoll mit dem Bestand.
Es sind neue Räume entstanden, die den sozialen Austausch fördern. Neben Sälen für Wechselausstellungen und einem Kunstdepot wurden Zimmer für die Museumspädagogik geschaffen. Die acht Säle für die Wechselausstellungen entwickeln sich auf einem rechteckigen Grundriss, der auf die Amtsrichtervilla referenziert. Einfache Shedoblichter und die gezielten Fenstersetzungen schaffen zeitgemässe Ausstellungräume, die das Museumsensemble enorm bereichern.
Der Umgang mit dem Bestand und dem Landschaftsraum, die zurückhaltende und sensible Setzung und die integrative Architektursprache haben die Jury überzeugt und begeistert.