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Offener Wettbewerb | 09/2023

Neubau Primarschulhaus Hofmatt Gelterkinden (CH)

4. Rang / 1. Ankauf

Preisgeld: 15.000 CHF

op-arch AG

Architektur

Nipkow Landschaftsarchitektur BSLA SIA

Landschaftsarchitektur

Thomas Boyle + Partner AG

Tragwerksplanung

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Luv & Lee ist ein senkrecht in den Hang geschobener sehr eleganter, viergeschossiger Baukörper, der die Höhe des Volumens der Sekundarschule aufnimmt und in der Längenausdehnung die Physiognomie der raumgreifenden Flügelbauten des restlichen Bestandes. Der hohe Längsbaukörper vermag der Gesamtanlage einen interessanten Rücken und Abschluss nach Südosten zu geben und setzt im Ganzen so einen neuartigen und dennoch sinnfälligen Akzent. In zwei Höhen gegliedert, entwickelt der Baukörper einen höheren, mit einem 'Zickzackgiebel' begrenzten Teil in das Areal nach Nordwesten und einen niedrigeren Baukörper nach Südosten in die Landschaft. Im Erdgeschoss erreicht man einen Eingang im Nordosten, eine breite Freitreppe führt hinauf und erreicht einen zweiten Eingang im 1. Obergeschoss im Südwesten. Das Ganze wirkt wie ein in die Anlage gerichtetes Schild, das - auf den Titel Luv & Lee bezogen - den Südostwind fernzuhalten vermag.

Die Innenwelt ist als klassischer Einbund gegliedert durch eine Kombizone, einen breiten Flur mit Arbeitsplätzen und WC's nach Nordwesten in Richtung Schulanlage und den Verband aus Klassenräumen und Gruppenräumen nach Südosten. Die Klassen sind dabei stirnseitig belichtet. Am Ende des Flures befinden sich jeweils breite Treppenräume. Für eine geplante Erweiterung kann das Projekt im 4. Geschoss des niedrigeren Baukörpers vervollständigt werden, ohne dass eine Erschliessung neu gefasst werden müsste. Der auf dem Dach projektierte, mit Solparpanelen partiell gedeckte Schulgarten stellt eine interessante Programmerweiterung dar. Auf eine Unterkellerung wird verzichtet. Die im positiven Sinne fast lapidare innere Aufteilung ist langfristig flexibel und unterschiedlich bespielbar.

Die horizontal gegliederte, hellgrau lasierte Holzfassade besteht aus hellen Bandfenstern und hellen, auf den Längsseiten horizontal durchlaufenden vertikal geschalten Brüstungsbändern. Horizontale, blechgedeckte Holzsimse schützen die Fassade und gliedern den Baukörper. Die unbelichteten Stirnfassaden zeichnen die Physiognomie der beiden Baukörper markant als Schnittfigur. Eine feine gelbe Linie begrenzt die Brüstungen und läuft um den gesamten Baukörper herum. Als Sonnenschutz sind die Klassenräume nach Südosten mit Fallarmmarkiesen ausgestattet, der Flurbereich nach Nordwesten mit Vertikalstoren, deren vorgehängte Konstruktion die Nordwestfassade massgeblich in ihrem Ausdruck prägt. Vor den nach Südosten orientierten Klassenzimmern ist zu erwarten, dass die Fallarmmarkiesen wegen des sehr kräftigen Lichteinfalls in dieser Orientierung häufig geschlossen sein müssen, während der Flurbereich nach Nordwesten den Sonnenschutz nur in den Abendstunden benötigt. Die Fassade des oberen Geschosses mit dem Schulgarten dahinter ist trotz Verglasung nach hinten 'kalt' und würde auch im erweiterten, aus- gebauten Fall wohl als eine Art Laubengang die Klassenzimmer erschliessen. Der genaue Verlauf der Dämmebene wäre in diesem Fall genauer zu prüfen.

Eine Innenraumdarstellung verspricht atmosphärisch eine klar gegliederte und angenehm grosszügige Stimmung im Inneren, aus fein aufeinander abgestimmten Primärmaterialien. Ein grosses Kreuz aus gelbem Stahl, das die Langsaussteifung des Baukörpers sichert, prägt den Ausdruck im Inneren deutlich.

Die einfache Bauweise aus Holz und wenigen, wiederverwendbaren, vorfabrizierten Beton- und Stahlelementen, verspricht eine kostengünstige und nachhaltige Konstruktion. Die teilweise grossflächigen Holzfassaden altern in den unterschiedlichen Himmelsrichtungen je nach verwendeter Lasur vermutlich stark unterschiedlich. Im Innenraum wechseln sich Industrieparkett und ein Anhydrit in den Erschliessungsräumen ab. Lediglich die Stirnfassaden sind massiver Beton und geben dem ganzen Bau ein Minumum an Speichermasse.

Das grosszügige, langestreckte und hohe Volumen begrenzt die Gesamtanlage ebenso selbstbewusst wie sinnfällig und vermag ein ansprechend proportioniertes Zeichen für einen neuen, zeitgerechten Schulhauskörper in die Anlage zu integrieren. Die Grösse des Flächenangebotes, die einseitige, abgewandte Südostorientierung der Klassen und die Laubengangerschliessung im Falle der Erweiterung wird von der Jury kritisch beurteilt.