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Mehrfachbeauftragung | 01/2024

Erweiterung Hauptsitz der CSS in Luzern (CH)

Teilnahme

Huber Waser Mühlebach

Architektur

BlessHess AG

Tragwerksplanung

brücker+ernst gmbh sia

TGA-Fachplanung, Nachhaltigkeitskonzept, Bauphysik

Indievisual AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «équilibre» schlägt eine radikal einfache volumetrische Setzung vor, die das städtebaulich komplexe Gefüge aus alten und neuen Teilen nachvollziehbar im gesamtstädtischen Kontext neu verortet. Mit dem vorgeschlagenen Bau-volumen in Verlängerung der bestehenden Gebäudezeile an der Rösslimatte fin-det einerseits die orthogonale Stadtstruktur der «Tribschenstadt» ihren natürlichen Abschluss, während gleichzeitig die solitäre Stellung des Gewerbe-baus entlang der Tribschenstrasse weitgehend erhalten werden kann.

Für die zweite Stufe wurden dem Team die drei folgenden Hauptfragen mit auf den Weg gegeben: Wie aktiviert der neue Gebäudekomplex den angebotenen städtischen Freiraum in Zusammenhang mit dem schwierigen Hoch- bzw. Tief-parterre? Wie lässt sich eine alternative Anbindung zwischen dem Bestandsbau TS21 und dem Neubau TS2 auf mehreren Geschossen architektonisch über-zeugend lösen? Und wie wird das prekäre Zusammentreffen des Gewerbe-gebäudes und Neubaus architektonisch thematisiert?

Insbesondere das punktuelle Zusammentreffen der beiden Bauvolumina hat für das gesamte Höhenregime der Neubauzeile und den damit verbundenen Anschlüssen an TS21 und an die Stadtebene einschneidende geometrische Kon-sequenzen. Indem nämlich die bestehenden Geschossniveaus des Gewerbebaus im Neubau weitergeführt werden, resultiert daraus entweder das kritisierte Tief-parterre der ersten Stufe sowie eine Überschreitung der zulässigen Gebäude-höhe (um ca. 1.5m), was eine baurechtliche Ausnahmebewilligung durch die Stadt notwendig machen würde. Andererseits führt die Eliminierung dieses Tief- bzw. Hochparterres durch ein städtebaulich angemessenes und überhohes Erd-geschoss zu einem grösseren Flächenproblem.
Um die Stringenz des gewählten Ansatzes zu erhalten, sehen sich die Verfasser offenbar zu massiven Eingriffen an der bestehenden Wohnhauszeile gezwungen. Durch den Abbruch eines gesamten Treppenhausabschnitts mit 8 Wohnungen (inkl. Schutzraum im Untergeschoss) muss dafür allerdings ein hoher, aus Sicht des Beurteilungsgremiums, zu hoher, ökologischer und ökonomischer Preis bezahlt werden. Natürlich verschafft dieser «Kraftakt» den Verfassern letztlich auch den notwendigen Spielraum, um die bisher unbefriedigende Verbindung von TS1 und TS2 oder die städtebauliche Durchwegung im Erdgeschoss besser zu lösen. Und mit der Ausformulierung einer differenzierten Kopf- bzw. Eingangssituation und der Platzierung des Bistros im überhohen Erdgeschoss wird nun auch der neue «Eggsteinplatz » plausibler im Stadtgewebe eingebunden.

Das neue Bürohaus ist weiterhin auf maximale Effizienz getrimmt und mit einem nachvollziehbaren und sinnvollen hybriden Tragwerk aus Holz und Beton strukturiert. Mit der Einführung von doppelgeschossigen Verbindungshallen pro zwei Geschosse wird die geschossübergreifende Durchlässigkeit verbessert und die Bürowelt gewinnt entsprechend an Attraktivität. Die aufgelöste pavillonartige Attikastruktur hingegen vermag weder geometrisch noch architektonisch vollständig zu überzeugen. Insbesondere die ungemein pragmatische Platzierung der (wahrscheinlich eher unterdimensionierten) sichtbaren Lüftungsgeräte auf dieser filigranen Dachlandschaft ist unverständlich. Der solide, aber eher konventionelle architektonische Ausdruck des Neubaus wird stark von den integrierten Photovoltaikpanelen in den Brüstungsbereichen geprägt, obwohl der solare Ertrag bei diesem Projekt im Vergleich mit den anderen Projekten unterdurchschnittlich ausfällt.

Wie im Projektbeschrieb der 1. Stufe bereits erwähnt, steckt der Teufel bei so einfachen und scheinbar klaren Konzepten oft im Detail. Im Laufe der Überarbeitung hat sich nun leider gezeigt, dass die städtebauliche Stringenz des gewählten Ansatzes mit dem Abbruch von bestehender Wohnsubstanz teuer erkauft werden muss. Darüber hinaus verbleibt das im Grundsatz spannende «rencontre accidentelle» von zwei sehr unterschiedlichen Häusern schematisch und architektonisch irritierend unartikuliert.