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Offener Wettbewerb | 10/2012

Neubau Schulhausanlage "Neuhegi"

1. Rang / 1. Preis

Thomas Fischer Architekt

Architektur, Landschaftsarchitektur

Elias Leimbacher Architektur GmbH

Architektur

Hämmerle + Partner GmbH

Projektsteuerung

koepflipartner

Landschaftsarchitektur

Ulaga Partner AG

Bauingenieurwesen

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Akustikplanung, Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit grossem Engagement setzen sich die Projektverfassenden mit den im Bericht kritisierten Aspekten auseinander und versuchen, diese als Motor für eine schlüssige Weiterentwicklung zu nutzen. Die dabei getroffenen Entscheidungen werden in einer sorgfältig reflektierten Textarbeit ausgelegt. Ein Leitsatz fasst dort die primäre Zielsetzung in prägnanter Form zusammen: «Die grosse empfangende Geste des Daches spricht es aus: ‹Ich bin ein offenes öffentliches Haus›.» Tatsächlich erlangt das Projekt in seiner einfachen, klaren Grundkonzeption und mit seiner das Lerngeschoss fassenden Dachform eine grosse Präsenz. Das neue Schulhaus wird zum identitäts stiftenden, dem Ort und seiner Bedeutung angemessenen «Ankerpunkt» für den Eulachpark und das neue Quartier.

Der in der ersten Stufe formulierten Hauptkritik bezüglich einer angemessenen Dimensionierung der Erschliessungsbereiche im Lerngeschoss sowie einer besseren Zuordnung der Einheiten (Cluster bildung) begegnen die Projektverfassenden mit einem Befreiungsschlag: Räumlich kraftvolle, längs gerichtete Hallen («Tonne» und «Giebel») formen die beiden kommunikativen Zentren des Lernbereichs. Dank eines umlaufenden Fluchtbalkons ermöglichen sie eine maximale Flexi­bilität hinsichtlich ihrer Nutz- und Möblierbarkeit. Zwei grosszügige Dachterrassen offerieren Fluchtwege auch aus den inneren Bereichen, sie bilden räumlich reizvolle Ausweitungen an den Enden der Hallen und bieten einen weiten Ausblick über die Parklandschaft. Das als Tragwerk aus gebildete Dachgeschoss überspannt nicht nur die grossen Dimensionen der darunter liegenden Dreifachsporthalle, sondern trägt zu einer identitätsstiftenden Prägung der Lernlandschaft bei.

Als nicht optimal wird auf dem Lerngeschoss die fast quadratische Form der Klassenzimmer ein gestuft, auch wenn diese – gespiesen durch eine zenitale Belichtung und einen jeweils grosszü­gigen Ausblick auf die Umgebung – sehr angenehme Lichtverhältnisse aufweisen. Zu überdenken wären auch die noch sehr grossformatig gestalteten Hallen im Hinblick auf eine massstäblich angemessene, zonierte Raumstruktur. Eine seitliche Anlagerung der Gruppenraumeinheiten, welche sich in teilweise ungünstiger Position an den Enden der Hallen befinden, erwiese sich als sinnvolle Massnahme. Die grossformatigen Verglasungen im Hallenbereich sind schulbetrieblich unerwünscht und wirken sich – zusammen mit der erforderlichen Verkleidung der Stahlträger – ungünstig auf die Wirtschaftlichkeit aus. Eine direkte Verbindung zwischen den beiden Hallen bzw. Unterrichtseinheiten ist ebenfalls wünschenswert.

Auf die geäusserte Kritik bezüglich der in den Aussenräumen des Dachgeschosses vorgesehenen Erweiterung reagieren die Verfasser mit einem neuen Vorschlag: Die Erweiterung im Untergeschoss erlaubt eine Transferierung der Spezialunterrichtsräume (Werken, Handarbeit, Psycho­motorik usw.), sodass die frei gewordenen Räume als Klassenzimmer genutzt werden können. Durch die entstehende Grabensituation erweist sich aber der Aussenraum als sehr problematisch und beengt, verfügt er doch durch das Fehlen einer Tiefgarage schon im ersten Zustand über eine ungenügende Parkplatzzahl. Hingegen wäre eine Integration der Erweiterung in die hohen Raum­ bereiche über der Pausenhalle prüfenswert, wobei die Gleichzeitigkeit von Schul- und Sport­betrieb stets zu ermöglichen ist.

Die Lage des Kinderhorts im Erdgeschoss und sein direkter Anschluss an den Aussenraum werden geschätzt, auch wenn die zweigeschossige Anordnung einen gewissen betrieblichen Mehraufwand mit sich bringen wird. Über den grosszügig ausformulierten Balkon und eine expressive Aussentreppe wird der Kinderhort an den Aussenraum angeschlossen. Im Erdgeschoss fehlt eine Verlinkung von Mehrzweckräumen und Pausenhalle, die grundsätzlichen Nutzungsanordnungen und Zugänglichkeiten garantieren aber eine maximale – auch separierte – Bespielbarkeit der räumlich schön zusammengeführten Nutzbereiche. Als deutlicher Mangel muss die Lage der Geräteräume unter der Tribüne festgestellt werden, ihre Umlagerung auf die gegenüberliegende Hallenseite wäre nötig.

Der Eulachpark wird Richtung Süden weitergeführt und unterstützt das Gesamtfreiraumkonzept Neuhegis. Die Dimension der Platzfläche im Westteil der Schulhausanlage wurde gegenüber der ersten Stufe reduziert. Die Erschliessung der Anlage erfolgt über die Platzflächen, die jedoch in ihrer Anordnung nicht überzeugen. Der Aussenbereich des Kindergartens liegt unvorteilhaft direkt an der Rümikerstrasse. Es werden zu wenig und zu enge Autostellplätze angeboten. Die Lösung mit Längsparkern entlang der südlichen Grundstücksgrenze führt zu Fahrverkehr entlang der angrenzenden Spiel und Aufenthaltsflächen.

Das Projekt hat gute Voraussetzungen, die Ziele des nachhaltigen Bauens im Umweltbereich zu erfüllen. Es hat eine gute Kompaktheit, mit der sich der hohe Fensterflächenanteil und die ressourcenintensivere Massivbauweise kompensieren lassen. Dies hilft der Ressourcenschonung und der Reduktion der Treibhausgasemissionen. Die Primäranforderungen für den Standard Minergie® P werden erreicht. Eine hinterlüftete Bekleidung aus «dünnen» Betonelementen bzw. Holzwerkstoffplatten bildet die Gebäudehülle. Umgang und Vordach schaffen einen sinnvollen, konstruktiven Witterungsschutz und leisten einen massgeblichen Beitrag zum sommerlichen Wärmeschutz. Positiv sind auch die Brüstungen, durch die sich die Fensterflächen sinnvoll reduzieren lassen, ohne dass die Tageslichtnutzung beeinträchtigt wird.

Die Lüftung im 2. OG ist mit zwei Monoblocks auf dem Dach vorgesehen. Die Lage ist nur schematisch dargestellt. Die Zugänglichkeit und die Servicefreundlichkeit sind zu hinterfragen. Das UG/EG/ZG werden vom UG her erschlossen. Die Steigzonen gehen jedoch nicht durch das OG (Entlüftung WC/AUL/FOL). Die Klassenzimmer liegen zu einem grossen Teil über der Dreifach­sporthalle. Die Sanitärabläufe, die nicht einbetoniert werden dürfen, kommen somit direkt an der Decke der Sporthallen zu liegen.

Insgesamt handelt es sich um einen mit Leidenschaft und Raffinesse vorgetragenen Beitrag, der mit seiner sehr eigenständigen und innovativen Interpretation des komplexen Programms dem neuen Quartier ein magnetisches, aber in seiner architektonischen Ausformulierung angemessenes Zentrum offeriert. Hinsichtlich seines Ausdrucks könnte das erkennbare Streben nach einer «pragmatischen Selbstverständlichkeit» weiter gefördert werden: Eine einfachere Ausbildung des Tragwerks zugunsten einer Kostenoptimierung und eines schlüssigeren Zusammenhangs von tragenden und verkleidenden, ja streckenweise fast kulissenhaft wirkenden Teilen wäre auf jeden Fall wünschenswert. Das notwendige Entwicklungspotenzial scheint aber im Projekt – auf hohem konzeptionellem, räumlichem und funktionalem Niveau – bereits sehr gut angelegt.