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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2015

Neubau Tramdepot und Wohnsiedlung DEPOT HARD

Thymian

3. Rang / 3. Preis

Graber Pulver Architekten

Architektur

Rotzler Krebs Partner GmbH

Landschaftsarchitektur

WaltGalmarini AG

Bauingenieurwesen

Takt Baumanagement AG

Projektsteuerung

EK Energiekonzepte AG

Bauphysik, Energieplanung

eicher+pauli

Energieplanung, TGA-Fachplanung

maaars architektur visualisierungen

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Als Reaktion auf den Standort am Escher-Wyss-Platz wird beim Projekt «THYMIAN» eine komplexe Grossform vorgeschlagen, die versucht, das Ausnützungspotenzial bestmöglich auszuschöpfen und gleichzeitig die Parameter Besonnung, Aussenraumbezug und Lärmschutz zu optimieren. Auf einem durchgehenden Sockel steht eine siebengeschossige Abfolge von vier rhombusförmigen Hofräumen. Zusammen mit dem historischen Depotgebäude wird ein weiterer fünfter Hof angedeutet. Diese untereinander verbundenen Hofräume verfügen über jeweils etwas klein geratene Öffnungen zum Limmatraum hin. Der historische Hofraum ist wegen eines Gemeinschaftsraums leider nicht an diese Raumfolge angeschlossen. In den obersten fünf Geschossen geht die Figur in eine nach Süden hin ausgerichtete Kammstruktur über. Mit dieser typologischen Mischform gelingt es, die Besonnung der Wohnungen zu gewährleisten und die Siedlung und Hofräume vom Lärm zu schützen. Der Bezug zum Limmatraum bleibt aber insgesamt etwas zaghaft.

Nach aussen hin zeigt das neue Depot Hard eine differenzierte, insgesamt aber auch homogene Materialisierung und fügt sich so prägnant in den Kontext des ehemaligen Industriequartiers ein. Der Sockel des Tramdepots verfügt über eine tektonisch gut gegliederte Backsteinfassade. Der Mittelteil der dreiteiligen Fassade ist mit hinterlüfteten, vorgehängten Klinkerplatten verkleidet. Die raumhohen Fenster geben den Fassaden eine klassische Vertikalgliederung. Der Dachabschluss ist mit einer Betonumrandung und einem leicht vorspringenden Vordach akzentuiert. Zur Hardstrasse hin wird die neue kammartige Grossform schön strukturiert. Auf der Flussseite wirkt der 30 Meter hohe und 160 Meter lange Kammrücken hingegen als massive, schattige Front, die auch durch die Öffnungen zur Limmat nicht ausreichend aufgelockert wird. In den wohnlicheren Hofräumen wechseln sich hinter einer umlaufenden Balkonschicht grosse Fensterflächen mit blaugrünen Fliesenfeldern ab.

Die 221 Standardwohnungen sind mit lediglich neun Treppenhäusern sehr effizient erschlossen. Die Eingänge im Erdgeschoss verfügen über geräumige, überhohe Eingangshallen. Strassenseitig werden insgesamt drei Gewerberäume – ein Café und zwei Ladenlokale – angeboten, die zur Belebung der öffentlichen Räume beitragen. Auch an der Flussseite gibt es eine Reihe von adressbildenden Atelierräumen. Das Hofgeschoss ist als Hochparterre ausgebildet. Die Ausgänge aus den Treppenhäusern sind mit gemeinschaftlichen Nutzungen wie Waschküchen, Trockenräumen und mit kleinen Atelierwohnungen aufgeladen. Die Wohnungen haben insgesamt einen hohen Gebrauchswert. Charakteristisch sind jeweils zentrale Tagesräume, die gleichzeitig auch die Schlaf- und Nebenräume erschliessen. Der Eingang in die Wohnungen erfolgt zuweilen etwas unvermittelt und nicht alle Koch- und Essplatzlösungen überzeugen. Zudem gibt es auch einige Sichtkonflikte zwischen den Wohnräumen und den Badezimmern. Die meisten Wohnungen haben jedoch Anstoss an verschiedene Raumfolgen und Orientierungen. Das Tragwerk mit den vorgeschlagenen Holz-Beton-Verbunddecken ist durchdacht, jedoch vergleichsweise teuer.

Die als Enfilade aufgereihten Höfe bilden einen über dem Stadtboden liegenden, eigenständigen Raum mit informellem Charakter. Ihre Belebung wird durch die direkte Anbindung an den Flussraum zusätzlich gestärkt. Geschickt ist auch der Einbezug der bestehenden Terrasse, der zur Ensemblebildung der Gesamtanlage beiträgt. Auch die Zuordnung der Stadtbalkone zu den Satellitenwohnungen ist schlüssig. Der Bereich am Ampèresteg bleibt jedoch ein reiner Funktionsraum.

Der vorgeschlagene Beitrag überzeugt hinsichtlich seiner aus der spezifischen Situation heraus entwickelten Figur und seiner nach aussen robusten, zeitlosen Erscheinung und Materialisierung. Bei den Wohnungen ist der Umgang mit der hohen Dichte hingegen nicht überall gleich gut bewältig worden. Bei den Zielerstellungskosten liegt das vorgeschlagene Projekt im Vergleich mit den anderen Projekten der engeren Wahl deutlich über den Vorgaben. Bei den Werten der ökologischen Nachhaltigkeit dagegen schneidet es vergleichsweise gut ab.